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Staatsoberhäupter

Deutschland
Einzigartige Fähigkeit

Freie und Reichsstädte

Jede Stadt kann einen Bezirk mehr als normal bauen (und dabei das normale Limit auf Bevölkerungsbasis überschreiten).

Historischer Kontext
"Deutschland" gab es nicht - zumindest nicht bis 1870 n. Chr., als Bismarck die vielen kleinen Teile davon überzeugte, dass das Wohl des Ganzen das Wohl der Vielen überwog. Julius Cäsar hat als Erster den Begriff Germania geprägt, um den wilden Ländern auf der vom "friedlichen" Gallien aus gesehenen anderen Rheinseite einen Namen zu geben. Geografisch gesehen erstreckte sich Germania vom Rhein bis zur Weichsel und von der Ostsee bis zur Donau. Cäsar zufolge waren die Gallier zwar kriegerisch, aber zivilisierbar; die Teutonen hingegen erschienen ihm zu wild und ungestüm für eine andere Form der Behandlung als die Eroberung. Vielleicht hatte er Recht; nach dem Zusammenbruch des Römischen Reichs bildeten all diese ungestümen Stämme "getrennte und unabhängige Gentes [Volksstämme] und Regna [Königreiche]". Diese hatten nichts miteinander gemein bis auf eine gemeinsame Sprache (auch wenn einige der unterschiedlichen Dialekte für andere Germanen quasi unverständlich waren), gemeinsame Bräuche und die gemeinsame Angewohnheit, sich gegenseitig zu töten.

Erst Karl der Große, der im Dezember 800 von Papst Leo III. zum Kaiser des Westens gekrönt wurde, konnte sie (vorübergehend) vereinen. Aber erst die 936 vollzogene Krönung von Herzog Otto I. zum Rex Teutonicorum ("Römisch-deutscher König") sowie seine spätere, dem Prinzip der Translatio imperii folgende, Proklamation zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs durch Papst Johannes XII. besiegelte die Vereinigung. Die Proklamation kam aber erst zustande, nachdem die beiden nach zähen Verhandlungen das Privilegium Ottonianum unterzeichneten, welches den Papst als spirituelles Oberhaupt der katholischen Kirche bestätigte - sodass Prälaten die Schriften nicht einfach nach eigenem Ermessen interpretieren konnten - mit dem Römisch-deutschen Kaiser als weltlichem Beschützer. Den Rest seines Lebens verbrachte Otto mit dem Versuch, die "Stammesherzogtümer" zu beschwichtigen (die fünf mächtigen, autonomen, konstituierenden Herzogtümer Deutschlands: Franken, Bayern, Lothringen, Sachsen und Schwaben), dem Krieg gegen die Franzosen, Magyaren, Italiener und Slawen, der Niederschlagung zahlreicher Aufstände und nur wenig Freude in seinem Leben.

Die kaiserliche Thronfolge nach Otto I. war ein königliches Chaos, eine komplizierte Mischung von sich ständig ändernden Faktoren. Die deutschen Könige wurden von sieben "Kurfürsten" (drei Erzbischöfen und vier weltlichen deutschen Fürsten) gewählt, wie es von der Goldenen Bulle aus dem Jahr 1356 vorgesehen war; die Deutschen hatten in der Tat 400 Jahre gebraucht, um sich überhaupt hierauf zu einigen. Zuvor ähnelten die Wahlen des Rex Teutonicorum eher einer milden Form von Anarchie. Nach dreißig Jahren des Krieges wurde ein weiterer Kurfürst hinzugefügt, um das Gleichgewicht zwischen Protestanten und Katholiken zu wahren; 1692 wurde noch ein weiterer Kurfürst hinzugefügt, um unglückliche Pattsituationen zu vermeiden. Im Jahr 1803, kurz bevor Napoléon dem Treiben ein Ende setzte, wurde die konstitutionelle Struktur der Wählerschaft dann überarbeitet. Nach der Wahl zum König war die Krönung zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches nur noch Formsache, die von demjenigen vollzogen wurde, der gerade das Amt des Papstes innehatte.

Eine lange Linie von römisch-deutschen Kaisern folgte auf Otto den Großen: Ottonen, Salier, Staufer, Welfen, Luxemburger, Wittelsbacher und unzählige Habsburger, die einfach nicht aufgeben wollten. Einige waren groß und ruhmreich, wie zum Beispiel Heinrich IV. oder Friedrich I.; andere waren korrupt und aufgeblasen, wie zum Beispiel Otto IV. oder Ludwig IV. Ungeachtet ihrer Fähigkeiten und Politik musste sich jeder von ihnen mit diesen Hunderten von kleinen Königreichen rumschlagen, die alle nur auf ihre eigene "Macht" und Stellung bedacht waren.

Und diese Mischung war nicht gerade stabil. Um 1040 herum zerfiel Franken in kleinere Teile: den Stadtstaat Frankfurt, die Fürstbistümer Mainz, Speier und Worms sowie die Landgrafschaft Hessen und weitere Teile. Im 13. Jahrhundert sicherte der Deutsche Orden sich Preußen im Osten; Böhmen, Schlesien und Pommern wurden den Slawen von ehrgeizigen deutschen Adligen entrissen. Und so weiter.

Trotz allem war Deutschland verhältnismäßig friedlich und vor allem wohlhabend. Dies lag zum Teil auch am Aufstieg der Hanse, einer "Handelsallianz" aus Häfen und Bankgilden, die den Handel im Ostseeraum und entlang der Nordseeküste dominierten. Holz, Pelze, Getreide, Erze und Fisch wurden in den Westen verschifft und fertige Produkte in den Osten. Die in der "freien Reichsstadt" Lübeck (per Dekret von Kaiser Friedrich II. im Jahr 1226 zur selbigen ernannt) beheimatete Hanse hatte auch in Städten wie Köln, Bremen oder Hamburg Fuß gefasst und führte sogar Lagerhäuser und Niederlassungen in weit entlegenen Häfen wie London oder Nowgorod. Die Hanse florierte vom 13. bis ins 16. Jahrhundert. In Deutschland genossen die gewöhnlichen Bürger während dieser Periode den höchsten Lebensstandard in ganz Europa. Und davon gab es allen Kriegen und Seuchen zum Trotz immer mehr; um das Jahr 1500 n. Chr. herum lebten fünf bis sechs Millionen Menschen in Deutschland und viele von ihnen waren Handwerker oder Händler, die sich nun in Gilden organisierten (von denen einige auch Frauen aufnahmen).

Zeitgleich zu den immer größer werdenden Städten und dem wachsenden Wohlstand florierten auch die Künste. Im 12. Jahrhundert verfasste die Äbtissin Hildegard von Bingen einflussreiche theologische und medizinische Texte sowie liturgische Gedichte, Lieder und das älteste europäische Moralstück. Ein Jahrhundert später setzte Walther von der Vogelweide den goldenen Standard für die europäische Lyrik der damaligen Zeit. Außerdem entwickelte ein Tüftler namens Johannes Gutenberg in Mainz die beweglichen Lettern und damit den Buchdruck. Nachdem das gewöhnliche Volk erst das Lesen erlernt hatte und begriff, was ihre Herrscher ihnen verkündeten, änderte sich alles. (Es dauerte zwar noch einige Jahrhunderte, bis die allgemeine Aufgeklärtheit Deutschland ergriff, aber sie führte zu Dingen wie der Reformation, der nördlichen Renaissance und der wissenschaftlichen Revolution.)

In Deutschland entwickelte sich alles friedlich voran, bis ein gewisser Martin Luther die Bibel in die Landessprache übersetzte (von der der sich nun dank der Druckerpresse jeder ein Exemplar kaufen konnte) und im Oktober 1517 n. Chr. seine "95 Thesen" an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg anschlug. Seine "protestierende" Theologie führte schon bald zum Deutschen Bauernkrieg (der größte europäische Volksaufstand vor der Französischen Revolution) und letztlich auch zum Ausbruch des noch blutigeren Dreißigjährigen Krieges. Dieser folgte auf den Augsburger Reichs- und Religionsfrieden aus dem Jahr 1555, durch den der lutherische Glaube als legitim anerkannt und festgelegt wurde, dass der Glaube einer Region der Konfession ihres Herrschers entsprechen sollte. Zwischen 1618 und 1648 n. Chr. töteten die Armeen und Söldner der Katholischen Liga und der Protestantischen Union völlig hemmungslos alle "Ungläubigen". Schätzungen zufolge kamen hierbei 20 % bis 38 % der deutschen Bevölkerung ums Leben, ehe der religiöse Streit zum Erliegen kam.

Die überragende Figur des Martin Luther ging dabei ironischerweise an der Seite von Künstlern wie Albrecht Dürer, Gelehrten wie Johannes Reuchlin und Musikern wie Pachelbel in die Annalen der Geschichte der Deutschen Renaissance ein, einschließlich berühmter Architekten wie Elias Holl oder Hans Krumpper. Aber noch mehr Einfluss auf die Zivilisation hatten die deutschen Wissenschaftler des 17. und 18. Jahrhunderts, die die Grundlagen für die Entdeckung, das Verständnis und auch den bis dahin unerreichten Missbrauch der Wissenschaften legten (Dr. Frankenstein von der Universität Ingolstadt zählt nicht umsonst zu den bekanntesten, wenn auch fiktionalen Wissenschaftlern). Johannes Kepler aus Stuttgart revolutionierte die Kosmologie; der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz entwickelte die Infinitesimalrechnung und gründete 1700 die preußische Akademie der Wissenschaften; der Philosoph Immanuel Kant strebte nach einer wissenschaftlichen Grundlage für die Ethik. Die Arbeiten der Astronomin Maria Winkelmann aus Sachsen und der Naturforscherin Maria Merian aus Frankfurt bereiteten den Weg für andere deutsche Frauen, die sich ebenfalls einen Namen als Wissenschaftlerinnen machen sollten. Und mit der Verbreitung des Buchdrucks boten sich zahlreiche Möglichkeiten zur Verwirrung beeinflussbarer Geister.

Selbst als deutsche Künstler und Wissenschaftler längst die Zivilisation erhellten, bestand das Heilige Römische Reich noch immer fort. Zu diesem Zeitpunkt der Geschichte wurde der europäische Feudalismus nach und nach abgeschafft und ein aufstrebendes Bürgertum fand seine Stimme. In einer Reihe deutscher Königreiche erhoben sich neue, energischere Dynastien: das Haus Hohenzollern in Brandenburg-Preußen, das Haus Wittelsbach in Bayern, die Welfen in Sachsen, das Haus Hessen-Kassel in Hessen (wo auch sonst) und so weiter. Sie alle verblichen jedoch im Vergleich zu den Habsburgern, die seit ungefähr 1500 n. Chr. auf dem deutschen Thron saßen und somit auch Kaiser des Heiligen Römischen Reiches waren, obwohl sie aus Österreich stammten. Selbst nachdem die Hauptlinie ausstarb und Karl VII. von Bayern kurzzeitig als Kaiser regierte (von 1742 bis 1745), sicherte sich das Haus Habsburg-Lothringen kurz darauf erneut den Thron. Die Idee der Reform lag jedoch in der Luft und der Kaiser reagierte darauf, wenn auch behäbig.

Als Friedrich III. die Unterstützung der deutschen Herzöge benötigte, um seine Kriege zu finanzieren und seinen Sohn Maximilian I. zum König zu wählen, sah er sich einer vereinten Front entgegen, die mehr Entscheidungsgewalt verlangte. Sie "baten" um die Einberufung einer Versammlung der Kurfürsten und anderer Herzöge, um den König in Form eines Parlaments (der Reichstag) beraten und kontrollieren zu können. Auch wenn Friedrich es immer vermied, den ersten Reichstag einzuberufen, berief sein Sohn schließlich - aus Versöhnlichkeit oder mangelnder Intelligenz - den Reichstag zu Worms ein. Dabei einigten sich der König und die Herzöge auf die Reichsreform, einen Satz von Gesetzen, die dem zerfallenden Reich die dringend benötigte Struktur geben sollten, einschließlich des "Ewigen Landfriedens" (ein Verbot des Fehderechts unter den deutschen Adligen) und des "Gemeinen Pfennigs" (eine Reichssteuer zur Unterstützung der neuen Infrastruktur). Spätere Reichstage brachten weitere Gesetze und Reformen ... und Steuern.

Zur Mitte des 18. Jahrhunderts hatten die Ereignisse jedoch die zu spät eingeleiteten Bemühungen zur Aufrechterhaltung des deutschen Königreichs und des Heiligen Römischen Reichs eingeholt. Die mannigfaltigen Herrscher unterhielten ohnehin jeder ihre eigenen Armeen und diplomatischen Korps und nun nutzten sie diese auch völlig unabhängig von dem, was der "König" tat oder wollte. In den Schlesischen Kriegen und im Siebenjährigen Krieg errang Preußen in ganz Europa Anerkennung als "große Macht" unter der Führung des "aufgeklärten Absolutismus". In Bayern, sowie in Württemberg, verschwendeten die Herrscher ihre Gelder auf Paläste, Mätressen und die Kunst. Die Landgrafen von Hessen-Kassel und Hannover verdienten Geld, indem sie ihre Elite-Soldaten als Söldner verliehen. Schließlich sicherten die Herzöge von Hannover auch den englischen Thron und verloren ihr Interesse an den Geschehnissen in ihrer Heimat (der in London geborene Georg III. war während der Amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung König von England und hat Hannover in seinem ganzen Leben kein einziges Mal besucht).

Das Ende jeglicher Vorspiegelung von Einigkeit oder eines deutschen Königreichs kam schließlich mit der Französischen Revolution und den darauf folgenden Koalitionskriegen. Die Mediatisierung und Säkularisierung des deutschen Reichs wurde vom Phantom der blutigen Französischen Revolution rasch vorangetrieben. Die Mediatisierung bezeichnet den Prozess der Annexion der Länder einer Monarchie durch einen angrenzenden Nachbarn, bei dem die eingegliederten Länder nur mit ausgehandelten Rechten versehen wurden. Die Säkularisierung bezeichnet den Prozess der Eingliederung sämtlichen verbliebenen kirchlichen Landbesitzes durch den anliegenden Adel. Ab 1792 lag das revolutionäre Frankreich im Krieg mit den meisten deutschen Staaten, aber nie mit allen gleichzeitig. Das Königreich Deutschland und das Heilige Römische Reich wurden von Napoléon offiziell aufgelöst, als Franz II. (von Österreich) nach dem französischen Sieg in Austerlitz zu Beginn des Jahres 1806 abdankte. Napoléon reorganisierte den Großteil dessen, was eins das deutsche Königreich war, im Rheinbund, der 1815 schließlich vom Deutschen Bund abgelöst wurde.
PortraitSquare
icon_civilization_germany

Eigenschaften

Anführer
icon_leader_barbarossa
Friedrich Barbarossa
icon_leader_default
Ludwig II.
Spezialeinheiten
icon_unit_german_uboat
U-Boot
Besondere Infrastruktur
icon_district_hansa
Hanse

Geografie & soziale Daten

Ort
Europa
Fläche
Etwa 1 Million Quadratkilometer im Jahr 1050
Bevölkerung
Etwa 26,3 Millionen (im Jahr 1780)
Hauptstadt
Aktuell Berlin
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Ludwig II.
Spezialeinheiten
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Besondere Infrastruktur
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Hanse

Geografie & soziale Daten

Ort
Europa
Fläche
Etwa 1 Million Quadratkilometer im Jahr 1050
Bevölkerung
Etwa 26,3 Millionen (im Jahr 1780)
Hauptstadt
Aktuell Berlin
Einzigartige Fähigkeit

Freie und Reichsstädte

Jede Stadt kann einen Bezirk mehr als normal bauen (und dabei das normale Limit auf Bevölkerungsbasis überschreiten).

Historischer Kontext
"Deutschland" gab es nicht - zumindest nicht bis 1870 n. Chr., als Bismarck die vielen kleinen Teile davon überzeugte, dass das Wohl des Ganzen das Wohl der Vielen überwog. Julius Cäsar hat als Erster den Begriff Germania geprägt, um den wilden Ländern auf der vom "friedlichen" Gallien aus gesehenen anderen Rheinseite einen Namen zu geben. Geografisch gesehen erstreckte sich Germania vom Rhein bis zur Weichsel und von der Ostsee bis zur Donau. Cäsar zufolge waren die Gallier zwar kriegerisch, aber zivilisierbar; die Teutonen hingegen erschienen ihm zu wild und ungestüm für eine andere Form der Behandlung als die Eroberung. Vielleicht hatte er Recht; nach dem Zusammenbruch des Römischen Reichs bildeten all diese ungestümen Stämme "getrennte und unabhängige Gentes [Volksstämme] und Regna [Königreiche]". Diese hatten nichts miteinander gemein bis auf eine gemeinsame Sprache (auch wenn einige der unterschiedlichen Dialekte für andere Germanen quasi unverständlich waren), gemeinsame Bräuche und die gemeinsame Angewohnheit, sich gegenseitig zu töten.

Erst Karl der Große, der im Dezember 800 von Papst Leo III. zum Kaiser des Westens gekrönt wurde, konnte sie (vorübergehend) vereinen. Aber erst die 936 vollzogene Krönung von Herzog Otto I. zum Rex Teutonicorum ("Römisch-deutscher König") sowie seine spätere, dem Prinzip der Translatio imperii folgende, Proklamation zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs durch Papst Johannes XII. besiegelte die Vereinigung. Die Proklamation kam aber erst zustande, nachdem die beiden nach zähen Verhandlungen das Privilegium Ottonianum unterzeichneten, welches den Papst als spirituelles Oberhaupt der katholischen Kirche bestätigte - sodass Prälaten die Schriften nicht einfach nach eigenem Ermessen interpretieren konnten - mit dem Römisch-deutschen Kaiser als weltlichem Beschützer. Den Rest seines Lebens verbrachte Otto mit dem Versuch, die "Stammesherzogtümer" zu beschwichtigen (die fünf mächtigen, autonomen, konstituierenden Herzogtümer Deutschlands: Franken, Bayern, Lothringen, Sachsen und Schwaben), dem Krieg gegen die Franzosen, Magyaren, Italiener und Slawen, der Niederschlagung zahlreicher Aufstände und nur wenig Freude in seinem Leben.

Die kaiserliche Thronfolge nach Otto I. war ein königliches Chaos, eine komplizierte Mischung von sich ständig ändernden Faktoren. Die deutschen Könige wurden von sieben "Kurfürsten" (drei Erzbischöfen und vier weltlichen deutschen Fürsten) gewählt, wie es von der Goldenen Bulle aus dem Jahr 1356 vorgesehen war; die Deutschen hatten in der Tat 400 Jahre gebraucht, um sich überhaupt hierauf zu einigen. Zuvor ähnelten die Wahlen des Rex Teutonicorum eher einer milden Form von Anarchie. Nach dreißig Jahren des Krieges wurde ein weiterer Kurfürst hinzugefügt, um das Gleichgewicht zwischen Protestanten und Katholiken zu wahren; 1692 wurde noch ein weiterer Kurfürst hinzugefügt, um unglückliche Pattsituationen zu vermeiden. Im Jahr 1803, kurz bevor Napoléon dem Treiben ein Ende setzte, wurde die konstitutionelle Struktur der Wählerschaft dann überarbeitet. Nach der Wahl zum König war die Krönung zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches nur noch Formsache, die von demjenigen vollzogen wurde, der gerade das Amt des Papstes innehatte.

Eine lange Linie von römisch-deutschen Kaisern folgte auf Otto den Großen: Ottonen, Salier, Staufer, Welfen, Luxemburger, Wittelsbacher und unzählige Habsburger, die einfach nicht aufgeben wollten. Einige waren groß und ruhmreich, wie zum Beispiel Heinrich IV. oder Friedrich I.; andere waren korrupt und aufgeblasen, wie zum Beispiel Otto IV. oder Ludwig IV. Ungeachtet ihrer Fähigkeiten und Politik musste sich jeder von ihnen mit diesen Hunderten von kleinen Königreichen rumschlagen, die alle nur auf ihre eigene "Macht" und Stellung bedacht waren.

Und diese Mischung war nicht gerade stabil. Um 1040 herum zerfiel Franken in kleinere Teile: den Stadtstaat Frankfurt, die Fürstbistümer Mainz, Speier und Worms sowie die Landgrafschaft Hessen und weitere Teile. Im 13. Jahrhundert sicherte der Deutsche Orden sich Preußen im Osten; Böhmen, Schlesien und Pommern wurden den Slawen von ehrgeizigen deutschen Adligen entrissen. Und so weiter.

Trotz allem war Deutschland verhältnismäßig friedlich und vor allem wohlhabend. Dies lag zum Teil auch am Aufstieg der Hanse, einer "Handelsallianz" aus Häfen und Bankgilden, die den Handel im Ostseeraum und entlang der Nordseeküste dominierten. Holz, Pelze, Getreide, Erze und Fisch wurden in den Westen verschifft und fertige Produkte in den Osten. Die in der "freien Reichsstadt" Lübeck (per Dekret von Kaiser Friedrich II. im Jahr 1226 zur selbigen ernannt) beheimatete Hanse hatte auch in Städten wie Köln, Bremen oder Hamburg Fuß gefasst und führte sogar Lagerhäuser und Niederlassungen in weit entlegenen Häfen wie London oder Nowgorod. Die Hanse florierte vom 13. bis ins 16. Jahrhundert. In Deutschland genossen die gewöhnlichen Bürger während dieser Periode den höchsten Lebensstandard in ganz Europa. Und davon gab es allen Kriegen und Seuchen zum Trotz immer mehr; um das Jahr 1500 n. Chr. herum lebten fünf bis sechs Millionen Menschen in Deutschland und viele von ihnen waren Handwerker oder Händler, die sich nun in Gilden organisierten (von denen einige auch Frauen aufnahmen).

Zeitgleich zu den immer größer werdenden Städten und dem wachsenden Wohlstand florierten auch die Künste. Im 12. Jahrhundert verfasste die Äbtissin Hildegard von Bingen einflussreiche theologische und medizinische Texte sowie liturgische Gedichte, Lieder und das älteste europäische Moralstück. Ein Jahrhundert später setzte Walther von der Vogelweide den goldenen Standard für die europäische Lyrik der damaligen Zeit. Außerdem entwickelte ein Tüftler namens Johannes Gutenberg in Mainz die beweglichen Lettern und damit den Buchdruck. Nachdem das gewöhnliche Volk erst das Lesen erlernt hatte und begriff, was ihre Herrscher ihnen verkündeten, änderte sich alles. (Es dauerte zwar noch einige Jahrhunderte, bis die allgemeine Aufgeklärtheit Deutschland ergriff, aber sie führte zu Dingen wie der Reformation, der nördlichen Renaissance und der wissenschaftlichen Revolution.)

In Deutschland entwickelte sich alles friedlich voran, bis ein gewisser Martin Luther die Bibel in die Landessprache übersetzte (von der der sich nun dank der Druckerpresse jeder ein Exemplar kaufen konnte) und im Oktober 1517 n. Chr. seine "95 Thesen" an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg anschlug. Seine "protestierende" Theologie führte schon bald zum Deutschen Bauernkrieg (der größte europäische Volksaufstand vor der Französischen Revolution) und letztlich auch zum Ausbruch des noch blutigeren Dreißigjährigen Krieges. Dieser folgte auf den Augsburger Reichs- und Religionsfrieden aus dem Jahr 1555, durch den der lutherische Glaube als legitim anerkannt und festgelegt wurde, dass der Glaube einer Region der Konfession ihres Herrschers entsprechen sollte. Zwischen 1618 und 1648 n. Chr. töteten die Armeen und Söldner der Katholischen Liga und der Protestantischen Union völlig hemmungslos alle "Ungläubigen". Schätzungen zufolge kamen hierbei 20 % bis 38 % der deutschen Bevölkerung ums Leben, ehe der religiöse Streit zum Erliegen kam.

Die überragende Figur des Martin Luther ging dabei ironischerweise an der Seite von Künstlern wie Albrecht Dürer, Gelehrten wie Johannes Reuchlin und Musikern wie Pachelbel in die Annalen der Geschichte der Deutschen Renaissance ein, einschließlich berühmter Architekten wie Elias Holl oder Hans Krumpper. Aber noch mehr Einfluss auf die Zivilisation hatten die deutschen Wissenschaftler des 17. und 18. Jahrhunderts, die die Grundlagen für die Entdeckung, das Verständnis und auch den bis dahin unerreichten Missbrauch der Wissenschaften legten (Dr. Frankenstein von der Universität Ingolstadt zählt nicht umsonst zu den bekanntesten, wenn auch fiktionalen Wissenschaftlern). Johannes Kepler aus Stuttgart revolutionierte die Kosmologie; der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz entwickelte die Infinitesimalrechnung und gründete 1700 die preußische Akademie der Wissenschaften; der Philosoph Immanuel Kant strebte nach einer wissenschaftlichen Grundlage für die Ethik. Die Arbeiten der Astronomin Maria Winkelmann aus Sachsen und der Naturforscherin Maria Merian aus Frankfurt bereiteten den Weg für andere deutsche Frauen, die sich ebenfalls einen Namen als Wissenschaftlerinnen machen sollten. Und mit der Verbreitung des Buchdrucks boten sich zahlreiche Möglichkeiten zur Verwirrung beeinflussbarer Geister.

Selbst als deutsche Künstler und Wissenschaftler längst die Zivilisation erhellten, bestand das Heilige Römische Reich noch immer fort. Zu diesem Zeitpunkt der Geschichte wurde der europäische Feudalismus nach und nach abgeschafft und ein aufstrebendes Bürgertum fand seine Stimme. In einer Reihe deutscher Königreiche erhoben sich neue, energischere Dynastien: das Haus Hohenzollern in Brandenburg-Preußen, das Haus Wittelsbach in Bayern, die Welfen in Sachsen, das Haus Hessen-Kassel in Hessen (wo auch sonst) und so weiter. Sie alle verblichen jedoch im Vergleich zu den Habsburgern, die seit ungefähr 1500 n. Chr. auf dem deutschen Thron saßen und somit auch Kaiser des Heiligen Römischen Reiches waren, obwohl sie aus Österreich stammten. Selbst nachdem die Hauptlinie ausstarb und Karl VII. von Bayern kurzzeitig als Kaiser regierte (von 1742 bis 1745), sicherte sich das Haus Habsburg-Lothringen kurz darauf erneut den Thron. Die Idee der Reform lag jedoch in der Luft und der Kaiser reagierte darauf, wenn auch behäbig.

Als Friedrich III. die Unterstützung der deutschen Herzöge benötigte, um seine Kriege zu finanzieren und seinen Sohn Maximilian I. zum König zu wählen, sah er sich einer vereinten Front entgegen, die mehr Entscheidungsgewalt verlangte. Sie "baten" um die Einberufung einer Versammlung der Kurfürsten und anderer Herzöge, um den König in Form eines Parlaments (der Reichstag) beraten und kontrollieren zu können. Auch wenn Friedrich es immer vermied, den ersten Reichstag einzuberufen, berief sein Sohn schließlich - aus Versöhnlichkeit oder mangelnder Intelligenz - den Reichstag zu Worms ein. Dabei einigten sich der König und die Herzöge auf die Reichsreform, einen Satz von Gesetzen, die dem zerfallenden Reich die dringend benötigte Struktur geben sollten, einschließlich des "Ewigen Landfriedens" (ein Verbot des Fehderechts unter den deutschen Adligen) und des "Gemeinen Pfennigs" (eine Reichssteuer zur Unterstützung der neuen Infrastruktur). Spätere Reichstage brachten weitere Gesetze und Reformen ... und Steuern.

Zur Mitte des 18. Jahrhunderts hatten die Ereignisse jedoch die zu spät eingeleiteten Bemühungen zur Aufrechterhaltung des deutschen Königreichs und des Heiligen Römischen Reichs eingeholt. Die mannigfaltigen Herrscher unterhielten ohnehin jeder ihre eigenen Armeen und diplomatischen Korps und nun nutzten sie diese auch völlig unabhängig von dem, was der "König" tat oder wollte. In den Schlesischen Kriegen und im Siebenjährigen Krieg errang Preußen in ganz Europa Anerkennung als "große Macht" unter der Führung des "aufgeklärten Absolutismus". In Bayern, sowie in Württemberg, verschwendeten die Herrscher ihre Gelder auf Paläste, Mätressen und die Kunst. Die Landgrafen von Hessen-Kassel und Hannover verdienten Geld, indem sie ihre Elite-Soldaten als Söldner verliehen. Schließlich sicherten die Herzöge von Hannover auch den englischen Thron und verloren ihr Interesse an den Geschehnissen in ihrer Heimat (der in London geborene Georg III. war während der Amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung König von England und hat Hannover in seinem ganzen Leben kein einziges Mal besucht).

Das Ende jeglicher Vorspiegelung von Einigkeit oder eines deutschen Königreichs kam schließlich mit der Französischen Revolution und den darauf folgenden Koalitionskriegen. Die Mediatisierung und Säkularisierung des deutschen Reichs wurde vom Phantom der blutigen Französischen Revolution rasch vorangetrieben. Die Mediatisierung bezeichnet den Prozess der Annexion der Länder einer Monarchie durch einen angrenzenden Nachbarn, bei dem die eingegliederten Länder nur mit ausgehandelten Rechten versehen wurden. Die Säkularisierung bezeichnet den Prozess der Eingliederung sämtlichen verbliebenen kirchlichen Landbesitzes durch den anliegenden Adel. Ab 1792 lag das revolutionäre Frankreich im Krieg mit den meisten deutschen Staaten, aber nie mit allen gleichzeitig. Das Königreich Deutschland und das Heilige Römische Reich wurden von Napoléon offiziell aufgelöst, als Franz II. (von Österreich) nach dem französischen Sieg in Austerlitz zu Beginn des Jahres 1806 abdankte. Napoléon reorganisierte den Großteil dessen, was eins das deutsche Königreich war, im Rheinbund, der 1815 schließlich vom Deutschen Bund abgelöst wurde.
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