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Staatsoberhäupter

Australien
Einzigartige Fähigkeit

Land Down Under

+3 Wohnraum in Küstenstädten. Weiden lösen einen Kulturschock aus. Erträge von Campussen, Handelszentren, Heiligen Stätten und Theaterplätzen erhöhen sich um +1 auf Geländefeldern mit der Anziehungskraft 'Bezaubernd', oder um +3 auf Feldern mit der Anziehungskraft 'Atemberaubend'.

Historischer Kontext
Das von Aboriginal-Völkern, Kriminellen, Armen, Bush-Rangern und der sozialen Unterschicht besiedelte "Land Down Under" wurde erstmalig vor rund 45.000 Jahren vom Menschen erschlossen, nachdem es einigen Individuen gelungen war, von den indonesischen Inseln aus die nördliche Küste des Kontinents zu erreichen. Diese Jäger und Sammler entwickelten dort isoliert eine reichhaltige sprachliche und spirituelle Kultur. Alles änderte sich 1770 n. Chr., als James Cook die Küste entlang segelte und das gesamte Land für Großbritannien in Anspruch nahm. Captain Cook war nicht der Erste, der auf Australien gestoßen war - der Holländer Willem Janszoon und der Engländer William Dampier waren bereits früher dort gewesen - doch Cook witterte als Erster eine Gelegenheit in diesem entlegenen und gefährlichen Land.

Als die neu entstandene Nation Amerika sich weigerte, Bootsladungen englischer Häftlinge zu akzeptieren, die eigentlich in eine Strafkolonie überführt werden sollten, überdachten die englischen Behörden ihre Pläne. So befand man zu jener Zeit: "Was gäbe es für einen besseren Platz, um alle ungewollten Subjekte loszuwerden, als am anderen Ende der Welt?" Also verließ Commodore Arthur Phillip England mit der Ersten Flotte, die elf Schiffe umfasste (zwei Marineeskorten, sechs Sträflingstransporter und drei Versorgungsschiffe), in Richtung New South Wales. Phillip kam im Januar 1788 in Botany Bay an und sehr schnell zu dem Schluss, dass das Sumpfland dort ein eher ungesunder Ort für eine Kolonie sei. So verlegte er die Siedlung weiter nördlich in die Bucht von Port Jackson - heute besser bekannt als der Hafen von Sydney.

Die ersten Jahre waren hart für die kleine Grenzstadt Sydney. Die Klein- und Großkriminellen des späten 18. Jahrhunderts waren eben nun mal keine Bauern und es gab nur wenige Versorgungsschiffe. Zwischen 1788 und 1792 trafen weitere 3546 männliche und 766 weibliche Sträflinge ein - die meisten von ihnen zu krank oder ungeeignet für harte Arbeit. Als 1790 die Zweite Flotte eintraf, war über ein Viertel ihrer Passagiere auf der Reise gestorben und der Zustand der Ankömmlinge der Dritten Flotte schockierte selbst die der Ersten. Doch Phillip erwies sich als wahrlich besorgt um den Erfolg seiner Kolonie und das Wohlergeben der Kolonisten, obwohl die meisten von ihnen Sträflinge waren. Er entsandte Erkundungstrupps auf der Suche nach besserem Ackerland, begrüßte Handelsschiffe mit offenen Armen, förderte öffentliche Gesundheitsprogramme, errichtete mehrere kleine Satellitensiedlungen, um der Überfüllung entgegenzuwirken, und ignorierte viele der irrelevanten und nicht mehr zeitgemäßen Befehle aus England. Als Governor Phillip gegen Ende 1792 nach England zurückkehrte, war die Kolonie schließlich stabil genug, um Siedler aufzunehmen, die aus freien Stücken kamen.

Zunächst schenkten die Kolonisten den indigenen Einwohnern des Landes, die in einem zeitlosen magischen Reich der Traumzeit lebten, wenig Aufmerksamkeit. Im späten 18. Jahrhundert gab es rund eine Million Ureinwohner, die auf 300 Clans verteilt waren und 250 Sprachen mit etwa 700 Dialekten sprachen. Jeder Clan hatte eine spirituelle Verbindung mit einem besonderen Stück Land - einem Stück Wüste oder tropischen Regenwalds oder einem Berg. Laut den Aboriginal-Ureinwohnern haben ihre Totem-Geistvorfahren während der Traumzeit der Weltentstehung alle Aspekte des Lebens erschaffen und die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verknüpft.

Obgleich die Niederländer den westlichen Teil des Kontinents für sich beanspruchten, gründeten die Briten Siedlungen entlang der australischen Küsten mittels der nationalstaatlichen Praxis des passiv-aggressiven Widerstands. Van Diemen’s Land (mittlerweile Tasmanien) wurde 1803 besiedelt, ein Captain Bremer gründete 1824 die kurzlebige Kolonie Fort Dundas, im gleichen Jahr wurde an der Mündung des Brisbane River eine neue Strafkolonie errichtet und Major Lockyer errichtete 1826 eine Siedlung im King George Sound. Im selben Jahr noch beanspruchte Großbritannien den ganzen Kontinent für sich.

Die koloniale Bevölkerung wuchs immens, da immer mehr Menschen einwanderten, die wahlweise ein neues Leben beginnen oder schnell zu Geld kommen wollten. Ex-Soldaten und Sträflinge vertrieben den Yuggera-Clan und nahmen dessen Land in der Nähe des heutigen Brisbane in Besitz. Perth wurde 1829 von englischen Adelsleuten besiedelt. Landbesetzer segelten 1835 nach Port Phillip Bay, was zur Entstehung von Melbourne führte. Derweil gründete die von der britischen Krone lizenzierte South Australian Company Adelaide.

Laut den Daten des Historikers Lloyd Robson wurden innerhalb von achtzig Jahren (1788-1868) etwa 161.700 Sträflinge in die diversen australischen Kolonien verschifft. Rund zwei Drittel davon waren Diebe aus den florierenden überfüllten Industriestädten (vornehmlich aus den Midlands und dem Norden). Darüber hinaus brachten die immer häufiger eintreffenden Schiffe Händler und Spezialisten aus diversen Bereichen (Medizin, Religion, Recht, Technik) ins Land, die im "England am anderen Ende der Welt" dringend benötigt wurden.

Von den frühen 1820er Jahren an brachen immer mehr Landbesetzer auf, um auch das Land jenseits der bestehenden Siedlungen zu erschließen. Sie errichteten dort riesige Farmen für die Schafzucht und den Anbau von Weizen und Hafer. Bei den geringen Betriebskosten machten sie damit großen Profit und so folgten viele ihrem Beispiel. Die Wollproduktion wurde zu Australiens größtem - und gewinnbringendstem - Exportgeschäft (meist waren die Abnehmer englische Betriebe). Bis zum Jahr 1850 hatten um die 200 Landbesetzer mehr als 300.000 Quadratkilometer eingenommen und stellten somit einen mächtigen und "respektablen" Teil der australischen Gesellschaft.

Inzwischen hatte die vom britischen Kolonialamt ausgestellte 'Proclamation of Governor Burke' den australischen Kontinent zur 'Terra Nullius' (oder 'Niemandsland') erklärt. Da Australien somit keiner Nation bzw. keinem Volk aus der Krone gehörte, unterdrückten die Briten jede Chance auf Verträge mit den Aboriginal-Clans. Angesichts der von den Europäern eingeschleppten Krankheiten war dieser Rechtstrick jedoch noch das kleinere Übel, denn die Ureinwohner wurden von Pocken, Grippe, Masern, Keuchhusten und Tuberkulose dahingerafft. Kurz nachdem die Kolonie in Sydney errichtet worden war, kam die halbe Aboriginal-Bevölkerung in der Gegend um. Was nicht heißen soll, dass die Kolonisten nicht auch aktiv dafür sorgten, dass die Ureinwohner starben - Kriege wie der Hawkesbury War (1795-1816), Pemulwuy’s War (1795-1802), Tedbury’s War (1808-1809) und Nepean War (1814-1816) gaben den Ton zwischen den Europäern und den indigenen Einwohnern Australiens an.

Als 1851 in New South Wales und im Zentrum von Victoria Gold gefunden wurde, zog es ganze Massen in die Gegend und die Bevölkerung explodierte noch drastischer als beim kalifornischen Goldrausch 1848. Ganze Bootsladungen junger Männer (und auch ein paar abenteuerlustiger junger Damen) trafen aus China ein. Neben Goldsuchern aus Kalifornien, Irland, Großbritannien und Indien, gesellte sich auch eine wilde Mischung aus Unterhaltungskünstlern, Gaunern, Gammlern, Quacksalbern, Glücksspielern und Gastwirten zu ihnen. Die Kolonie von Victoria wuchs in Rekordzeit von belanglosen 76.000 im Jahr 1850 auf sage und schreibe 530.000 im Jahr 1859 an. Die Regierung versuchte mittels Lizenzvergaben und schwerbewaffneten Truppen für Ordnung zu sorgen, doch dies führte schnell zu Gewalt und schließlich 1854 zum Kampf bei Ballarat, bei dem 30 Goldgräber umkamen und viele weitere verletzt wurden. Wenige Monate später wurden im königlichen Auftrag grundlegende Reformen zur Verwaltung der expandierenden Goldfelder durchgeführt, darunter die Abschaffung der Lizenzen, die Umstrukturierung des Polizeiapparats und die Vergabe von Stimmrechten für Goldgräber.

Trotz des Blutvergießens auf den Goldfeldern und im Outback brachte der Wohlstand durch Gold und Wolle Investitionen und Zivilisation nach Melbourne, Victoria und Sydney. Bereits in den 1880er Jahren waren alle drei moderne, kultivierte Grenzstädte, in denen es eher die Ausnahme war, dass Leute auf offener Straße erschossen wurden. Die meisten Menschen, die zu dieser Zeit auf dem Kontinent lebten, waren bereits in Australien geboren worden und fühlten sich als Australier. In der nationalen Literatur- und Kunstszene entwickelten sich spezielle australische Stile. Bei all dem Fortschritt und den kulturellen Errungenschaften war es nur eine Frage der Zeit, dass die australischen Kolonisten sich mehr Autonomie vom fernen England wünschten.

1890 trafen sich Vertreter von sechs Kolonien (und anfangs auch einige Neuseeländer) in Melbourne. Sie forderten die Kolonien auf, sich zusammenzuschließen und Delegierte für eine Versammlung zur Erarbeitung einer Verfassung zu wählen. Bereits im nächsten Jahr wurde die "National Australian Convention" in Sydney ausgerufen und unter vielen Debatten wurde der Entwurf einer Verfassung verabschiedet. Trotz der Meinungsverschiedenheiten reisten im März 1900 australische Abgeordnete mit einer Verfassungsvorlage nach London. Diese wurde im Juli vom Parlament angenommen und kurz darauf von Queen Victoria unterzeichnet. Ein britischer Lord wurde nach Australien geschickt, um eine Übergangsregierung einzusetzen, die Bildung eines Gemeinwesens zu beaufsichtigen und die ersten Wahlen abzuhalten. So entstand am 1. Januar 1901 das Commonwealth of Australia.

Trotz verheerender Dürren und einer Kaninchenplage, die einen Großteil des australischen Ackerlands verwüstete, gedieh das neue Land prächtig und führte eine stille Existenz. Das australische Parlament verabschiedete Gesetze (von denen manche wie der Immigration Restriction Act von 1901 etwas dubios waren), die Nation stellte aus den Überresten der kolonialen Truppen eine Armee und Marine auf und Australien selbst versuchte sich als Kolonialherr, als British New Guinea im Jahr 1906 zum von Australien verwalteten Territorium von Papua wurde. Alles verlief relativ friedlich - bis die Nation in einen Weltkrieg verwickelt wurde.

Fast ein Zehntel der Gesamtbevölkerung von 4,9 Millionen Australiern meldete sich im Ersten Weltkrieg freiwillig zum Militärdienst. Im Laufe des Krieges fanden mehr als 60.000 bei Gallipoli, an der Westfront oder im Mittleren Osten den Tod. Später nahmen australische Abgeordnete an der Friedenskonferenz von Versailles teil und unterzeichneten den daraus resultierenden internationalen Vertrag, das erste Mal für Australien. Die Nation übernahm auch einen Sitz im Völkerbund und erhielt als Kriegsentschädigung einige deutsche Kolonien - Deutsch-Neuguinea, den Bismarck-Archipel und das winzige Nauru.

Die 1920er brachten Arbeiteraufstände, steigende Modernisierung, die Große Depression und verschiedene politische Krisen. In den 1930ern wuchsen zudem die internationalen Spannungen, besonders seit der zunehmenden Expansion der Japaner im Südpazifik, die sowohl die Liberalen als auch die Labour Party dazu bewog, die Erhöhung des Verteidigungsetats 1937 zum Wahlkampfthema zu machen. Die betonte Kooperation der Regierung mit Großbritannien zu Zwecken der "imperialen Verteidigung" führte Australien im September 1939 unausweichlich in einen weiteren Weltkrieg. Die australischen Einheiten kämpften tapfer im Mittelmeerraum und auf See, standen jedoch zwei Jahre später vor einer akuteren Bedrohung, als die Kaiserlich-Japanische Armee große Teile des Pazifiks, Südost-Asien, Indonesien und die Philippinen angriff. Im Februar 1942 erfolgte ein verheerender Luftschlag auf den Hafen von Darwin - der erste von über 100 auf australischem Boden.

Inspiriert von Premierminister Curtin kämpfte Australien an zahlreichen Fronten ... vor allem in den Dschungeln Neuguineas im Norden, dem Trittbrett für jede japanische Invasion. An der Heimatfront bereitete die Curtin-Regierung die Bevölkerung auf einen totalen Krieg vor, führte Rationen ein, nahm Flüchtlinge auf, ließ Produktionswerke und Werften errichten und rief alle zum Durchhalten auf. Bis zum Ende der Kämpfe hatte Australien 27.000 Soldaten, Piloten und Matrosen verloren.

Nach dem Krieg boomte Australiens Wirtschaft aufgrund eines florierenden Exportgeschäfts und eines großangelegten, von der Regierung gesponserten europäischen Zuwanderungsprogramms. Die Bevölkerungszahlen in den Vorstädten schossen in die Höhe, es gab einen "neuen Nationalismus" der Künste, die Aboriginal-Völker erhielten Bürgerrechte und aus dem Kräftemessen des Kalten Krieges hielten die Australier sich größtenteils heraus. Das 21. Jahrhundert verspricht den Australiern noch bessere Dinge.
PortraitSquare
icon_civilization_unknown

Eigenschaften

Anführer
icon_leader_default
John Curtin
Spezialeinheiten
icon_civilization_unknown
Digger
Besondere Infrastruktur
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Outback-Station

Geografie & soziale Daten

Ort
Australischer Kontinent
Fläche
Etwa 7,7 Millionen Quadratkilometer
Bevölkerung
Etwa 24 Millionen (2017 geschätzt)
Hauptstadt
Melbourne, heute Canberra
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Eigenschaften

Anführer
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John Curtin
Spezialeinheiten
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Digger
Besondere Infrastruktur
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Outback-Station

Geografie & soziale Daten

Ort
Australischer Kontinent
Fläche
Etwa 7,7 Millionen Quadratkilometer
Bevölkerung
Etwa 24 Millionen (2017 geschätzt)
Hauptstadt
Melbourne, heute Canberra
Einzigartige Fähigkeit

Land Down Under

+3 Wohnraum in Küstenstädten. Weiden lösen einen Kulturschock aus. Erträge von Campussen, Handelszentren, Heiligen Stätten und Theaterplätzen erhöhen sich um +1 auf Geländefeldern mit der Anziehungskraft 'Bezaubernd', oder um +3 auf Feldern mit der Anziehungskraft 'Atemberaubend'.

Historischer Kontext
Das von Aboriginal-Völkern, Kriminellen, Armen, Bush-Rangern und der sozialen Unterschicht besiedelte "Land Down Under" wurde erstmalig vor rund 45.000 Jahren vom Menschen erschlossen, nachdem es einigen Individuen gelungen war, von den indonesischen Inseln aus die nördliche Küste des Kontinents zu erreichen. Diese Jäger und Sammler entwickelten dort isoliert eine reichhaltige sprachliche und spirituelle Kultur. Alles änderte sich 1770 n. Chr., als James Cook die Küste entlang segelte und das gesamte Land für Großbritannien in Anspruch nahm. Captain Cook war nicht der Erste, der auf Australien gestoßen war - der Holländer Willem Janszoon und der Engländer William Dampier waren bereits früher dort gewesen - doch Cook witterte als Erster eine Gelegenheit in diesem entlegenen und gefährlichen Land.

Als die neu entstandene Nation Amerika sich weigerte, Bootsladungen englischer Häftlinge zu akzeptieren, die eigentlich in eine Strafkolonie überführt werden sollten, überdachten die englischen Behörden ihre Pläne. So befand man zu jener Zeit: "Was gäbe es für einen besseren Platz, um alle ungewollten Subjekte loszuwerden, als am anderen Ende der Welt?" Also verließ Commodore Arthur Phillip England mit der Ersten Flotte, die elf Schiffe umfasste (zwei Marineeskorten, sechs Sträflingstransporter und drei Versorgungsschiffe), in Richtung New South Wales. Phillip kam im Januar 1788 in Botany Bay an und sehr schnell zu dem Schluss, dass das Sumpfland dort ein eher ungesunder Ort für eine Kolonie sei. So verlegte er die Siedlung weiter nördlich in die Bucht von Port Jackson - heute besser bekannt als der Hafen von Sydney.

Die ersten Jahre waren hart für die kleine Grenzstadt Sydney. Die Klein- und Großkriminellen des späten 18. Jahrhunderts waren eben nun mal keine Bauern und es gab nur wenige Versorgungsschiffe. Zwischen 1788 und 1792 trafen weitere 3546 männliche und 766 weibliche Sträflinge ein - die meisten von ihnen zu krank oder ungeeignet für harte Arbeit. Als 1790 die Zweite Flotte eintraf, war über ein Viertel ihrer Passagiere auf der Reise gestorben und der Zustand der Ankömmlinge der Dritten Flotte schockierte selbst die der Ersten. Doch Phillip erwies sich als wahrlich besorgt um den Erfolg seiner Kolonie und das Wohlergeben der Kolonisten, obwohl die meisten von ihnen Sträflinge waren. Er entsandte Erkundungstrupps auf der Suche nach besserem Ackerland, begrüßte Handelsschiffe mit offenen Armen, förderte öffentliche Gesundheitsprogramme, errichtete mehrere kleine Satellitensiedlungen, um der Überfüllung entgegenzuwirken, und ignorierte viele der irrelevanten und nicht mehr zeitgemäßen Befehle aus England. Als Governor Phillip gegen Ende 1792 nach England zurückkehrte, war die Kolonie schließlich stabil genug, um Siedler aufzunehmen, die aus freien Stücken kamen.

Zunächst schenkten die Kolonisten den indigenen Einwohnern des Landes, die in einem zeitlosen magischen Reich der Traumzeit lebten, wenig Aufmerksamkeit. Im späten 18. Jahrhundert gab es rund eine Million Ureinwohner, die auf 300 Clans verteilt waren und 250 Sprachen mit etwa 700 Dialekten sprachen. Jeder Clan hatte eine spirituelle Verbindung mit einem besonderen Stück Land - einem Stück Wüste oder tropischen Regenwalds oder einem Berg. Laut den Aboriginal-Ureinwohnern haben ihre Totem-Geistvorfahren während der Traumzeit der Weltentstehung alle Aspekte des Lebens erschaffen und die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verknüpft.

Obgleich die Niederländer den westlichen Teil des Kontinents für sich beanspruchten, gründeten die Briten Siedlungen entlang der australischen Küsten mittels der nationalstaatlichen Praxis des passiv-aggressiven Widerstands. Van Diemen’s Land (mittlerweile Tasmanien) wurde 1803 besiedelt, ein Captain Bremer gründete 1824 die kurzlebige Kolonie Fort Dundas, im gleichen Jahr wurde an der Mündung des Brisbane River eine neue Strafkolonie errichtet und Major Lockyer errichtete 1826 eine Siedlung im King George Sound. Im selben Jahr noch beanspruchte Großbritannien den ganzen Kontinent für sich.

Die koloniale Bevölkerung wuchs immens, da immer mehr Menschen einwanderten, die wahlweise ein neues Leben beginnen oder schnell zu Geld kommen wollten. Ex-Soldaten und Sträflinge vertrieben den Yuggera-Clan und nahmen dessen Land in der Nähe des heutigen Brisbane in Besitz. Perth wurde 1829 von englischen Adelsleuten besiedelt. Landbesetzer segelten 1835 nach Port Phillip Bay, was zur Entstehung von Melbourne führte. Derweil gründete die von der britischen Krone lizenzierte South Australian Company Adelaide.

Laut den Daten des Historikers Lloyd Robson wurden innerhalb von achtzig Jahren (1788-1868) etwa 161.700 Sträflinge in die diversen australischen Kolonien verschifft. Rund zwei Drittel davon waren Diebe aus den florierenden überfüllten Industriestädten (vornehmlich aus den Midlands und dem Norden). Darüber hinaus brachten die immer häufiger eintreffenden Schiffe Händler und Spezialisten aus diversen Bereichen (Medizin, Religion, Recht, Technik) ins Land, die im "England am anderen Ende der Welt" dringend benötigt wurden.

Von den frühen 1820er Jahren an brachen immer mehr Landbesetzer auf, um auch das Land jenseits der bestehenden Siedlungen zu erschließen. Sie errichteten dort riesige Farmen für die Schafzucht und den Anbau von Weizen und Hafer. Bei den geringen Betriebskosten machten sie damit großen Profit und so folgten viele ihrem Beispiel. Die Wollproduktion wurde zu Australiens größtem - und gewinnbringendstem - Exportgeschäft (meist waren die Abnehmer englische Betriebe). Bis zum Jahr 1850 hatten um die 200 Landbesetzer mehr als 300.000 Quadratkilometer eingenommen und stellten somit einen mächtigen und "respektablen" Teil der australischen Gesellschaft.

Inzwischen hatte die vom britischen Kolonialamt ausgestellte 'Proclamation of Governor Burke' den australischen Kontinent zur 'Terra Nullius' (oder 'Niemandsland') erklärt. Da Australien somit keiner Nation bzw. keinem Volk aus der Krone gehörte, unterdrückten die Briten jede Chance auf Verträge mit den Aboriginal-Clans. Angesichts der von den Europäern eingeschleppten Krankheiten war dieser Rechtstrick jedoch noch das kleinere Übel, denn die Ureinwohner wurden von Pocken, Grippe, Masern, Keuchhusten und Tuberkulose dahingerafft. Kurz nachdem die Kolonie in Sydney errichtet worden war, kam die halbe Aboriginal-Bevölkerung in der Gegend um. Was nicht heißen soll, dass die Kolonisten nicht auch aktiv dafür sorgten, dass die Ureinwohner starben - Kriege wie der Hawkesbury War (1795-1816), Pemulwuy’s War (1795-1802), Tedbury’s War (1808-1809) und Nepean War (1814-1816) gaben den Ton zwischen den Europäern und den indigenen Einwohnern Australiens an.

Als 1851 in New South Wales und im Zentrum von Victoria Gold gefunden wurde, zog es ganze Massen in die Gegend und die Bevölkerung explodierte noch drastischer als beim kalifornischen Goldrausch 1848. Ganze Bootsladungen junger Männer (und auch ein paar abenteuerlustiger junger Damen) trafen aus China ein. Neben Goldsuchern aus Kalifornien, Irland, Großbritannien und Indien, gesellte sich auch eine wilde Mischung aus Unterhaltungskünstlern, Gaunern, Gammlern, Quacksalbern, Glücksspielern und Gastwirten zu ihnen. Die Kolonie von Victoria wuchs in Rekordzeit von belanglosen 76.000 im Jahr 1850 auf sage und schreibe 530.000 im Jahr 1859 an. Die Regierung versuchte mittels Lizenzvergaben und schwerbewaffneten Truppen für Ordnung zu sorgen, doch dies führte schnell zu Gewalt und schließlich 1854 zum Kampf bei Ballarat, bei dem 30 Goldgräber umkamen und viele weitere verletzt wurden. Wenige Monate später wurden im königlichen Auftrag grundlegende Reformen zur Verwaltung der expandierenden Goldfelder durchgeführt, darunter die Abschaffung der Lizenzen, die Umstrukturierung des Polizeiapparats und die Vergabe von Stimmrechten für Goldgräber.

Trotz des Blutvergießens auf den Goldfeldern und im Outback brachte der Wohlstand durch Gold und Wolle Investitionen und Zivilisation nach Melbourne, Victoria und Sydney. Bereits in den 1880er Jahren waren alle drei moderne, kultivierte Grenzstädte, in denen es eher die Ausnahme war, dass Leute auf offener Straße erschossen wurden. Die meisten Menschen, die zu dieser Zeit auf dem Kontinent lebten, waren bereits in Australien geboren worden und fühlten sich als Australier. In der nationalen Literatur- und Kunstszene entwickelten sich spezielle australische Stile. Bei all dem Fortschritt und den kulturellen Errungenschaften war es nur eine Frage der Zeit, dass die australischen Kolonisten sich mehr Autonomie vom fernen England wünschten.

1890 trafen sich Vertreter von sechs Kolonien (und anfangs auch einige Neuseeländer) in Melbourne. Sie forderten die Kolonien auf, sich zusammenzuschließen und Delegierte für eine Versammlung zur Erarbeitung einer Verfassung zu wählen. Bereits im nächsten Jahr wurde die "National Australian Convention" in Sydney ausgerufen und unter vielen Debatten wurde der Entwurf einer Verfassung verabschiedet. Trotz der Meinungsverschiedenheiten reisten im März 1900 australische Abgeordnete mit einer Verfassungsvorlage nach London. Diese wurde im Juli vom Parlament angenommen und kurz darauf von Queen Victoria unterzeichnet. Ein britischer Lord wurde nach Australien geschickt, um eine Übergangsregierung einzusetzen, die Bildung eines Gemeinwesens zu beaufsichtigen und die ersten Wahlen abzuhalten. So entstand am 1. Januar 1901 das Commonwealth of Australia.

Trotz verheerender Dürren und einer Kaninchenplage, die einen Großteil des australischen Ackerlands verwüstete, gedieh das neue Land prächtig und führte eine stille Existenz. Das australische Parlament verabschiedete Gesetze (von denen manche wie der Immigration Restriction Act von 1901 etwas dubios waren), die Nation stellte aus den Überresten der kolonialen Truppen eine Armee und Marine auf und Australien selbst versuchte sich als Kolonialherr, als British New Guinea im Jahr 1906 zum von Australien verwalteten Territorium von Papua wurde. Alles verlief relativ friedlich - bis die Nation in einen Weltkrieg verwickelt wurde.

Fast ein Zehntel der Gesamtbevölkerung von 4,9 Millionen Australiern meldete sich im Ersten Weltkrieg freiwillig zum Militärdienst. Im Laufe des Krieges fanden mehr als 60.000 bei Gallipoli, an der Westfront oder im Mittleren Osten den Tod. Später nahmen australische Abgeordnete an der Friedenskonferenz von Versailles teil und unterzeichneten den daraus resultierenden internationalen Vertrag, das erste Mal für Australien. Die Nation übernahm auch einen Sitz im Völkerbund und erhielt als Kriegsentschädigung einige deutsche Kolonien - Deutsch-Neuguinea, den Bismarck-Archipel und das winzige Nauru.

Die 1920er brachten Arbeiteraufstände, steigende Modernisierung, die Große Depression und verschiedene politische Krisen. In den 1930ern wuchsen zudem die internationalen Spannungen, besonders seit der zunehmenden Expansion der Japaner im Südpazifik, die sowohl die Liberalen als auch die Labour Party dazu bewog, die Erhöhung des Verteidigungsetats 1937 zum Wahlkampfthema zu machen. Die betonte Kooperation der Regierung mit Großbritannien zu Zwecken der "imperialen Verteidigung" führte Australien im September 1939 unausweichlich in einen weiteren Weltkrieg. Die australischen Einheiten kämpften tapfer im Mittelmeerraum und auf See, standen jedoch zwei Jahre später vor einer akuteren Bedrohung, als die Kaiserlich-Japanische Armee große Teile des Pazifiks, Südost-Asien, Indonesien und die Philippinen angriff. Im Februar 1942 erfolgte ein verheerender Luftschlag auf den Hafen von Darwin - der erste von über 100 auf australischem Boden.

Inspiriert von Premierminister Curtin kämpfte Australien an zahlreichen Fronten ... vor allem in den Dschungeln Neuguineas im Norden, dem Trittbrett für jede japanische Invasion. An der Heimatfront bereitete die Curtin-Regierung die Bevölkerung auf einen totalen Krieg vor, führte Rationen ein, nahm Flüchtlinge auf, ließ Produktionswerke und Werften errichten und rief alle zum Durchhalten auf. Bis zum Ende der Kämpfe hatte Australien 27.000 Soldaten, Piloten und Matrosen verloren.

Nach dem Krieg boomte Australiens Wirtschaft aufgrund eines florierenden Exportgeschäfts und eines großangelegten, von der Regierung gesponserten europäischen Zuwanderungsprogramms. Die Bevölkerungszahlen in den Vorstädten schossen in die Höhe, es gab einen "neuen Nationalismus" der Künste, die Aboriginal-Völker erhielten Bürgerrechte und aus dem Kräftemessen des Kalten Krieges hielten die Australier sich größtenteils heraus. Das 21. Jahrhundert verspricht den Australiern noch bessere Dinge.
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