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Sumer
Einzigartige Fähigkeit

Epische Quests

Wenn Ihr einen Barbaren-Außenposten auflöst, erhaltet Ihr zusätzlich zu den üblichen Erfahrungspunkten auch eine Stammesdorf-Belohnung. Das Ausheben von Stadtstaat-Einheiten kostet nur die Hälfte.

Historischer Kontext
Sumer war nie wirklich ein Königreich oder überhaupt ein Reich, sondern eher eine Ansammlung von Stadtstaaten mit gemeinsamen Bräuchen und manchmal sogar einer Zentralverwaltung. Es gilt aber dennoch manchmal als die erste "Zivilisation" der Welt. Die Königswürde (oder genauer: Hegemonie) wurde von der Priesterschaft verliehen, was eine Folge kurzer Herrscherdynastien aus etablierten und einflussreichen Stadtstaaten zum Ergebnis hatte: Kiš, Lagasch, Ur, Uruk, Adab und so weiter. Irgendwann vor 3000 v. Chr. entwickelten die Sumerer auch eine Schriftsprache (in ihrer proto-alphabetischen Epoche war es wohl eher eine Logografie), also haben die Geschichtsforscher zumindest eine Ahnung davon, was damals geschah.

Aus diesen Schriften und - sollten Zweifel an den Schriften bestehen - auch aus archäologischen Beweisen geht hervor, dass die Obeder die erste Zivilisation (wobei die Standards für Zivilisationen hier recht niedrig angesetzt sind) in der Region gründeten, die "Sumer" genannt wurde. Sie legten Sümpfe entlang des Euphrat trocken, bauten Hütten und Mauern aus Lehmziegeln, bewässerten Felder, entwickelten die Weberei, Lederbearbeitung, Töpferei und das Maurerhandwerk sowie eine geschriebene Sprache. Und bald darauf übernahmen sie ein weiteres Element zivilisierter Gesellschaften - den Einsatz von Sklaven, die sie in den Hügelregionen im Norden gefangen nahmen. Dann erbauten sie einige Dörfer, meistens um einen Tempel mit einer Zentralverwaltung herum (üblicherweise saß dort ein Priesterkönig mit einem Stab älterer Berater). Die sumerische Zivilisation verschmolz aufgrund all dieser Verstädterung schließlich irgendwann im vierten Jahrtausend v. Chr.

Die Entwicklung der Priesterkönige zu rein autokratischen Königen vollzog sich irgendwann um 2900 v. Chr. und läutete das "dynastische Zeitalter" von Sumer ein, das sich in einer langen Liste, der sogenannten sumerischen Königsliste, niederschlug. Einige Dynastien stellten mehrere Jahre lang und oft auch mehrfach den König von Sumer (es gab beispielsweise fünf Uruk- und drei Kisch-Dynastien). Die Herrscherwürde über den Stadtstaat wurde von der Priesterschaft in der heiligen Stadt Nippur verliehen. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Autorität des sumerischen Königs eher begrenzt war - außer in seiner eigenen Stadt - doch er hatte dennoch in ganz Sumer für Ruhe und Ordnung zu sorgen.

Anscheinend machten sie ihre Arbeit aber nicht allzu gut. Wie die wenigen noch existierenden Schriften und Bauwerke belegen, waren die nächsten Jahrhunderte von zunehmender Gewalt geprägt: Hohe Mauern wurden errichtet (beispielsweise von Gilgamesch für seine Stadt Uruk) und kleinere Dörfer im südlichen Zweistromland verschwanden. Die einflussreicheren Stadtstaaten bildeten nach und nach zum Zwecke des Handels und der Verteidigung Bündnisse. Außerdem war unvermeidlich, dass einige Stadtstaaten dauerhaft andere unter ihre Kontrolle zwingen wollten ... durch Waffengewalt.

Die erste wirklich erfolgreiche Dynastie war die von Lagasch (etwa 2500-2270 v. Chr.) unter Eanatum, der Sumer praktisch komplett annektierte - Kisch, Uruk, Larsa und weitere Stadtstaaten - und die Stadt Umma, Lagaschs Erzfeind, zu einem Tributzahler herabsetzte. Die Lagasch-Könige scheinen den Terror als politisches Mittel benutzt zu haben - die passend benannte Geierstele zeigt, was den Feinden von Lagasch zustieß (nichts Nettes). Schließlich wurde Lagasch von den Königen von Umma gestürzt, die anschließend Uruk einnahmen und zur Hauptstadt ihres Reiches machten, das ihnen zufolge vom Persischen Golf bis zum Mittelmeer reichte. In Umma lebten die letzten ethnischen Sumerer, die an der Macht waren, bevor Sargon von Akkad dort einmarschierte.

Ab diesem Zeitpunkt waren die Schicksale der nicht-semitischen Sumerer und der semitischen Akkader untrennbar ineinander verwoben. Das Akkadische Reich erblühte um 2400 v. Chr., als Sargons überlegene Truppen den Großteil der Stadtstaaten überrannten, die sie erreichen konnten. Die Priesterschaft beugte sich dem Unausweichlichen (und nach der Einnahme Nippurs durch die Akkader war das auch klug) und erkannte die akkadische Herrschaft über Sumer an. Die semitische Sprache der Akkader ersetzte die Ursprache der Sumerer, und wurde mehr und mehr zur "Schriftsprache". Akkadische Bräuche wurden zu sumerischen Bräuchen und die Religionen verschmolzen in einem großen Pantheon.

Es lief nun recht gut für alle Beteiligten (außer vielleicht für die Sklaven und Arbeiter), bis das Reich der Akkader zusammenbrach und in der Region ein dunkles Zeitalter begann, das bis zur dritten Ur-Dynastie andauerte, die sich um 2112 v. Chr. erhob. Es war eine Zeit der Anarchie. Bewässerungssysteme brachen zusammen, Felder lagen brach und die barbarischen Guti-Stämme aus dem Zagros-Gebirge überfielen Sumer. Diese Gutäer schienen nicht allzu viel für die Annehmlichkeiten der Zivilisation übrig zu haben. Nachdem sie sich selbst in den meisten Stadtstaaten als Herrscher eingesetzt hatten, zeigten sie nur wenig Interesse an Ackerbau, schriftlichen Aufzeichnungen oder öffentlicher Sicherheit. Angeblich ließen sie alles sumerische Vieh frei. Dazu kamen eine Jahrzehnte lange, schwere Dürreperiode und rapide steigende Preise für Getreide, was in der ganzen Region zu einer Hungersnot führte.

Zudem wurde auch noch die Hauptstadt Akkad mehrfach geplündert und zwar so gründlich (Barbaren sind richtig gut im Plündern), dass die Ruinen bis heute nicht gefunden wurden. Mehrere südlicher gelegene Stadtstaaten nutzten diese Verwirrung zu ihrem Vorteil und schafften es, ein unabhängiges Herrschaftsgebiet aufzubauen. Die Gutäer kamen mit all der Häuslichkeit nicht zurecht und zogen sich zurück, wodurch die Dynastie in Lagasch erneut zu regionaler Bedeutung kam. Um 2093 v. Chr. erhielt die Lagasch-Dynastie - die sich nun selbst als von Gottes Gnaden bezeichnete - von den nippurischen Priestern die Herrschaft über alle anderen.

Lange dauerte diese Herrschaft allerdings nicht. Innerhalb von 50 Jahren wurde die Lagasch-Dynastie von der dritten Dynastie von Ur abgelöst, Könige waren Ur-Nammu und sein Sohn Šulgi. Als Utuhengal von Uruk (die Nachfolge-Dynastie von Lagasch) die restlichen Gutäer unter deren letztem König Tirigan besiegt hatte, war Sumer wieder da. Doch die fünfte Uruk-Dynastie endete (laut der Königsliste) nach sieben Jahren abrupt mit dem Aufstieg von Ur-Nammu. Die Umstände sind unklar; einige Historiker denken, dass es eine Revolte von Ur gab, andere wiederum glauben, dass Nammu irgendwie mit Hengal verwandt war und friedlich zum König wurde. Was auch stimmen mag - Nammu und sein Sohn eroberten alle Stadtstaaten bis ins nördliche Mesopotamien und nötigten sie zur Teilnahme an der "sumerischen Renaissance".

In dieser Renaissance kehrten die Ausschmückungen zurück, überall tauchten neue Stelen auf, die Religion hatte nach dem Weggang der letzten atheistischen Guti wieder größeren Einfluss, der Ackerbau erblühte wieder und es entstand der Pfeiler der Zivilisation - eine Art Gesetzbuch - in Form einer von Ur-Nammu verfassten langen Liste von Verbrechen und deren Bestrafung (die meisten davon waren Geldstrafen, doch es finden sich auch einige Hinrichtungen und abgehackte Gliedmaßen). Nammu unternahm auch große Bauprojekte und die Wohlhabenden finanzierten Werke aus Kunst und Literatur. Besonders bemerkenswert sind hierbei Entwicklungen in Architektur und bildender Kunst (beispielsweise die Zikkurat von Ur). Es gab so viel Fortschritt, dass Historiker diese Epoche Neusumerische Zeit nennen, damit sie nicht den Überblick verlieren.

Šulgi war später sogar in der Lage seinen berühmten Vater noch zu übertreffen. Er unternahm entscheidende Schritte, um die Verwaltungsvorgänge in der Hauptstadt Ur zu vereinheitlichen. Ihm wird die Standardisierung der Bürokratie, der Archivdokumentation, des Steuersystems und des Kalenders zugeschrieben - alles Dinge, für die ihm die moderne Zivilisation zu Dank verpflichtet ist. Er errichtete eine feste Armee für sein Reich und bezahlte sie durch die gut dokumentierten Steuern. Die Priesterschaft war von ihm so beeindruckt, dass Šulgi noch zu Lebzeiten vergöttert wurde, was im Gegensatz zu heute eine sehr seltene Ehre war.

Doch als sein Enkel Ibbi-Sin 1963 v. Chr. zum König wurde, lief es für Sumer nicht mehr so rosig. In den ersten zwanzig Jahren seiner Herrschaft ließen wiederholte Überfälle und Plünderungen der kriegerischen Amoriter Ibbi-Sins Untertanen mehr und mehr an dessen Führungsqualitäten zweifeln. Elam erklärte seine Unabhängigkeit und schloss sich den allgemeinen Plünderungen von Handelskarawanen und ungeschützten Siedlungen an. Und es wurde immer schlimmer. Ibbi-Sin befestigte das Gebiet um Ur und Nippur - vergebens.

Da der König Sumer offenbar nicht verteidigen konnte, folgten mehr und mehr Stadtstaaten Elam und spalteten sich von der wankenden Hegemonie ab. Der Kornpreis stieg auf das Sechzigfache, Krankheiten befielen mehrere Stadtstaaten - die Reiter der Apokalypse schienen auf Sumer niedergekommen zu sein. In den letzten Jahren Sumers verwaltete Ibbi-Sin nur noch seinen eigenen Stadtstaat Ur. 1940 v. Chr. fiel eine elamitische Armee zusammen mit den "wilden" Stammesleuten aus dem Zagros-Gebirge in Ur ein und nahm Ibbi-Sin gefangen. Er wurde nach Elam gebracht und dort eingesperrt und starb kurze Zeit später (die Ursache für sein vorzeitiges Ableben ist nicht überliefert).

Der Ruhm Sumers war Vergangenheit. Doch seine Errungenschaften - hauptsächlich, weil die Sumerer auf so vielen Gebieten Pioniere waren - haben den Zahn der Zeit überdauert. Der berühmte Sumerologe Samuel Noah Kramer listet in seinem Werk "Die Geschichte beginnt mit Sumer" 39 solche Errungenschaften auf, unter anderem ...

Die Sumerer, die in einer halböden Umgebung an Flüssen Ackerbau betrieben, waren die Ersten, die Bewässerungsrinnen, Kanäle und schließlich Reservoire anlegten. Sie entwickelten zwar nicht unbedingt als Erste die Schrift, waren auf diesem Gebiet aber Vorreiter - sogar viele Jahrhunderte lang - und sie schrieben alles nieder, sodass sich noch viele zukünftige Generationen an sie erinnern würden. Und sie lagerten als Erste all diese Aufzeichnungen in Verwahrstellen (somit die ersten "Bibliotheken"). Dabei waren sie auch die Ersten, die alle möglichen Literaturarten entwickelten: Liebesgedichte, Heldengeschichten, Tierfabeln, Autobiografien, Elegien und so weiter.

Neben all diesen literarischen Formen entwickelten die Sumerer auch noch das Konzept des schriftlichen Vertrags (es versteht sich von selbst, dass auch diese in den Verwahrstellen gelagert wurden, damit sich niemand aus einer Vereinbarung herauswinden konnte) und den finanziellen Segen in Form von "Kredit". Der Gedanke, dass man zunächst nur einen Teilbetrag bezahlen musste und den Rest "schulden" konnte, befeuerte die sumerische Wirtschaft, obwohl er für Verkäufer gar nicht so attraktiv war. Man standardisierte Zahlen, sodass man alles Finanzielle genau nachvollziehen konnte. Und damit Rückzahlungen auf geordnete Art vollzogen wurden, unterteilten die Sumerer das Jahr als Erste in Monate und den Tag in gleiche Einheiten.

Außerdem waren die Sumerer die erste Zivilisation, die das Rad sinnvoll einsetzte: Karren hatten Räder, Pflüge hatten Räder, Streitwagen hatten Räder. So nahmen Handel, Ackerbau und Krieg weniger Zeit in Anspruch. Sollten die Sumerer das Rad an sich nicht erfunden haben (und Historiker haben das bereits bis zum Erbrechen diskutiert), so fanden sie doch sicherlich viele nützliche Einsatzgebiete dafür. Eigentlich schade, dass sie nicht sehr viele Pferde hatten.

Die Liste der "Ersten" enthält noch viel mehr.

Am Ende war es jedoch der Mangel an geeignetem Baumaterial, der zu ihrem Niedergang führte. Lehmziegel lassen sich einfach nicht zu sehr hohen oder stabilen Mauern verbauen, um all die Barbaren aus dem Norden, Süden und Osten abzuhalten. Schon bald aber verdankten das Babylonische und das Assyrische Reich ihre Gründung dem Sumerischen Reich, der wahren "Wiege der Zivilisation".
PortraitSquare
icon_civilization_sumeria

Eigenschaften

Anführer
icon_leader_gilgamesh
Gilgamesch
Spezialeinheiten
icon_unit_sumerian_war_cart
Kriegswagen
Besondere Infrastruktur
icon_improvement_ziggurat
Zikkurat

Geografie & soziale Daten

Ort
Asien
Fläche
Unmöglich zu sagen
Bevölkerung
Geschätzt zwischen 1,1 und 1,5 Millionen
Hauptstadt
Viele (Lagasch, Eridu, Uruk, Kisch, Ur oder der Geburtsort des jeweiligen Königs)
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Gilgamesch
Spezialeinheiten
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Kriegswagen
Besondere Infrastruktur
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Zikkurat

Geografie & soziale Daten

Ort
Asien
Fläche
Unmöglich zu sagen
Bevölkerung
Geschätzt zwischen 1,1 und 1,5 Millionen
Hauptstadt
Viele (Lagasch, Eridu, Uruk, Kisch, Ur oder der Geburtsort des jeweiligen Königs)
Einzigartige Fähigkeit

Epische Quests

Wenn Ihr einen Barbaren-Außenposten auflöst, erhaltet Ihr zusätzlich zu den üblichen Erfahrungspunkten auch eine Stammesdorf-Belohnung. Das Ausheben von Stadtstaat-Einheiten kostet nur die Hälfte.

Historischer Kontext
Sumer war nie wirklich ein Königreich oder überhaupt ein Reich, sondern eher eine Ansammlung von Stadtstaaten mit gemeinsamen Bräuchen und manchmal sogar einer Zentralverwaltung. Es gilt aber dennoch manchmal als die erste "Zivilisation" der Welt. Die Königswürde (oder genauer: Hegemonie) wurde von der Priesterschaft verliehen, was eine Folge kurzer Herrscherdynastien aus etablierten und einflussreichen Stadtstaaten zum Ergebnis hatte: Kiš, Lagasch, Ur, Uruk, Adab und so weiter. Irgendwann vor 3000 v. Chr. entwickelten die Sumerer auch eine Schriftsprache (in ihrer proto-alphabetischen Epoche war es wohl eher eine Logografie), also haben die Geschichtsforscher zumindest eine Ahnung davon, was damals geschah.

Aus diesen Schriften und - sollten Zweifel an den Schriften bestehen - auch aus archäologischen Beweisen geht hervor, dass die Obeder die erste Zivilisation (wobei die Standards für Zivilisationen hier recht niedrig angesetzt sind) in der Region gründeten, die "Sumer" genannt wurde. Sie legten Sümpfe entlang des Euphrat trocken, bauten Hütten und Mauern aus Lehmziegeln, bewässerten Felder, entwickelten die Weberei, Lederbearbeitung, Töpferei und das Maurerhandwerk sowie eine geschriebene Sprache. Und bald darauf übernahmen sie ein weiteres Element zivilisierter Gesellschaften - den Einsatz von Sklaven, die sie in den Hügelregionen im Norden gefangen nahmen. Dann erbauten sie einige Dörfer, meistens um einen Tempel mit einer Zentralverwaltung herum (üblicherweise saß dort ein Priesterkönig mit einem Stab älterer Berater). Die sumerische Zivilisation verschmolz aufgrund all dieser Verstädterung schließlich irgendwann im vierten Jahrtausend v. Chr.

Die Entwicklung der Priesterkönige zu rein autokratischen Königen vollzog sich irgendwann um 2900 v. Chr. und läutete das "dynastische Zeitalter" von Sumer ein, das sich in einer langen Liste, der sogenannten sumerischen Königsliste, niederschlug. Einige Dynastien stellten mehrere Jahre lang und oft auch mehrfach den König von Sumer (es gab beispielsweise fünf Uruk- und drei Kisch-Dynastien). Die Herrscherwürde über den Stadtstaat wurde von der Priesterschaft in der heiligen Stadt Nippur verliehen. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Autorität des sumerischen Königs eher begrenzt war - außer in seiner eigenen Stadt - doch er hatte dennoch in ganz Sumer für Ruhe und Ordnung zu sorgen.

Anscheinend machten sie ihre Arbeit aber nicht allzu gut. Wie die wenigen noch existierenden Schriften und Bauwerke belegen, waren die nächsten Jahrhunderte von zunehmender Gewalt geprägt: Hohe Mauern wurden errichtet (beispielsweise von Gilgamesch für seine Stadt Uruk) und kleinere Dörfer im südlichen Zweistromland verschwanden. Die einflussreicheren Stadtstaaten bildeten nach und nach zum Zwecke des Handels und der Verteidigung Bündnisse. Außerdem war unvermeidlich, dass einige Stadtstaaten dauerhaft andere unter ihre Kontrolle zwingen wollten ... durch Waffengewalt.

Die erste wirklich erfolgreiche Dynastie war die von Lagasch (etwa 2500-2270 v. Chr.) unter Eanatum, der Sumer praktisch komplett annektierte - Kisch, Uruk, Larsa und weitere Stadtstaaten - und die Stadt Umma, Lagaschs Erzfeind, zu einem Tributzahler herabsetzte. Die Lagasch-Könige scheinen den Terror als politisches Mittel benutzt zu haben - die passend benannte Geierstele zeigt, was den Feinden von Lagasch zustieß (nichts Nettes). Schließlich wurde Lagasch von den Königen von Umma gestürzt, die anschließend Uruk einnahmen und zur Hauptstadt ihres Reiches machten, das ihnen zufolge vom Persischen Golf bis zum Mittelmeer reichte. In Umma lebten die letzten ethnischen Sumerer, die an der Macht waren, bevor Sargon von Akkad dort einmarschierte.

Ab diesem Zeitpunkt waren die Schicksale der nicht-semitischen Sumerer und der semitischen Akkader untrennbar ineinander verwoben. Das Akkadische Reich erblühte um 2400 v. Chr., als Sargons überlegene Truppen den Großteil der Stadtstaaten überrannten, die sie erreichen konnten. Die Priesterschaft beugte sich dem Unausweichlichen (und nach der Einnahme Nippurs durch die Akkader war das auch klug) und erkannte die akkadische Herrschaft über Sumer an. Die semitische Sprache der Akkader ersetzte die Ursprache der Sumerer, und wurde mehr und mehr zur "Schriftsprache". Akkadische Bräuche wurden zu sumerischen Bräuchen und die Religionen verschmolzen in einem großen Pantheon.

Es lief nun recht gut für alle Beteiligten (außer vielleicht für die Sklaven und Arbeiter), bis das Reich der Akkader zusammenbrach und in der Region ein dunkles Zeitalter begann, das bis zur dritten Ur-Dynastie andauerte, die sich um 2112 v. Chr. erhob. Es war eine Zeit der Anarchie. Bewässerungssysteme brachen zusammen, Felder lagen brach und die barbarischen Guti-Stämme aus dem Zagros-Gebirge überfielen Sumer. Diese Gutäer schienen nicht allzu viel für die Annehmlichkeiten der Zivilisation übrig zu haben. Nachdem sie sich selbst in den meisten Stadtstaaten als Herrscher eingesetzt hatten, zeigten sie nur wenig Interesse an Ackerbau, schriftlichen Aufzeichnungen oder öffentlicher Sicherheit. Angeblich ließen sie alles sumerische Vieh frei. Dazu kamen eine Jahrzehnte lange, schwere Dürreperiode und rapide steigende Preise für Getreide, was in der ganzen Region zu einer Hungersnot führte.

Zudem wurde auch noch die Hauptstadt Akkad mehrfach geplündert und zwar so gründlich (Barbaren sind richtig gut im Plündern), dass die Ruinen bis heute nicht gefunden wurden. Mehrere südlicher gelegene Stadtstaaten nutzten diese Verwirrung zu ihrem Vorteil und schafften es, ein unabhängiges Herrschaftsgebiet aufzubauen. Die Gutäer kamen mit all der Häuslichkeit nicht zurecht und zogen sich zurück, wodurch die Dynastie in Lagasch erneut zu regionaler Bedeutung kam. Um 2093 v. Chr. erhielt die Lagasch-Dynastie - die sich nun selbst als von Gottes Gnaden bezeichnete - von den nippurischen Priestern die Herrschaft über alle anderen.

Lange dauerte diese Herrschaft allerdings nicht. Innerhalb von 50 Jahren wurde die Lagasch-Dynastie von der dritten Dynastie von Ur abgelöst, Könige waren Ur-Nammu und sein Sohn Šulgi. Als Utuhengal von Uruk (die Nachfolge-Dynastie von Lagasch) die restlichen Gutäer unter deren letztem König Tirigan besiegt hatte, war Sumer wieder da. Doch die fünfte Uruk-Dynastie endete (laut der Königsliste) nach sieben Jahren abrupt mit dem Aufstieg von Ur-Nammu. Die Umstände sind unklar; einige Historiker denken, dass es eine Revolte von Ur gab, andere wiederum glauben, dass Nammu irgendwie mit Hengal verwandt war und friedlich zum König wurde. Was auch stimmen mag - Nammu und sein Sohn eroberten alle Stadtstaaten bis ins nördliche Mesopotamien und nötigten sie zur Teilnahme an der "sumerischen Renaissance".

In dieser Renaissance kehrten die Ausschmückungen zurück, überall tauchten neue Stelen auf, die Religion hatte nach dem Weggang der letzten atheistischen Guti wieder größeren Einfluss, der Ackerbau erblühte wieder und es entstand der Pfeiler der Zivilisation - eine Art Gesetzbuch - in Form einer von Ur-Nammu verfassten langen Liste von Verbrechen und deren Bestrafung (die meisten davon waren Geldstrafen, doch es finden sich auch einige Hinrichtungen und abgehackte Gliedmaßen). Nammu unternahm auch große Bauprojekte und die Wohlhabenden finanzierten Werke aus Kunst und Literatur. Besonders bemerkenswert sind hierbei Entwicklungen in Architektur und bildender Kunst (beispielsweise die Zikkurat von Ur). Es gab so viel Fortschritt, dass Historiker diese Epoche Neusumerische Zeit nennen, damit sie nicht den Überblick verlieren.

Šulgi war später sogar in der Lage seinen berühmten Vater noch zu übertreffen. Er unternahm entscheidende Schritte, um die Verwaltungsvorgänge in der Hauptstadt Ur zu vereinheitlichen. Ihm wird die Standardisierung der Bürokratie, der Archivdokumentation, des Steuersystems und des Kalenders zugeschrieben - alles Dinge, für die ihm die moderne Zivilisation zu Dank verpflichtet ist. Er errichtete eine feste Armee für sein Reich und bezahlte sie durch die gut dokumentierten Steuern. Die Priesterschaft war von ihm so beeindruckt, dass Šulgi noch zu Lebzeiten vergöttert wurde, was im Gegensatz zu heute eine sehr seltene Ehre war.

Doch als sein Enkel Ibbi-Sin 1963 v. Chr. zum König wurde, lief es für Sumer nicht mehr so rosig. In den ersten zwanzig Jahren seiner Herrschaft ließen wiederholte Überfälle und Plünderungen der kriegerischen Amoriter Ibbi-Sins Untertanen mehr und mehr an dessen Führungsqualitäten zweifeln. Elam erklärte seine Unabhängigkeit und schloss sich den allgemeinen Plünderungen von Handelskarawanen und ungeschützten Siedlungen an. Und es wurde immer schlimmer. Ibbi-Sin befestigte das Gebiet um Ur und Nippur - vergebens.

Da der König Sumer offenbar nicht verteidigen konnte, folgten mehr und mehr Stadtstaaten Elam und spalteten sich von der wankenden Hegemonie ab. Der Kornpreis stieg auf das Sechzigfache, Krankheiten befielen mehrere Stadtstaaten - die Reiter der Apokalypse schienen auf Sumer niedergekommen zu sein. In den letzten Jahren Sumers verwaltete Ibbi-Sin nur noch seinen eigenen Stadtstaat Ur. 1940 v. Chr. fiel eine elamitische Armee zusammen mit den "wilden" Stammesleuten aus dem Zagros-Gebirge in Ur ein und nahm Ibbi-Sin gefangen. Er wurde nach Elam gebracht und dort eingesperrt und starb kurze Zeit später (die Ursache für sein vorzeitiges Ableben ist nicht überliefert).

Der Ruhm Sumers war Vergangenheit. Doch seine Errungenschaften - hauptsächlich, weil die Sumerer auf so vielen Gebieten Pioniere waren - haben den Zahn der Zeit überdauert. Der berühmte Sumerologe Samuel Noah Kramer listet in seinem Werk "Die Geschichte beginnt mit Sumer" 39 solche Errungenschaften auf, unter anderem ...

Die Sumerer, die in einer halböden Umgebung an Flüssen Ackerbau betrieben, waren die Ersten, die Bewässerungsrinnen, Kanäle und schließlich Reservoire anlegten. Sie entwickelten zwar nicht unbedingt als Erste die Schrift, waren auf diesem Gebiet aber Vorreiter - sogar viele Jahrhunderte lang - und sie schrieben alles nieder, sodass sich noch viele zukünftige Generationen an sie erinnern würden. Und sie lagerten als Erste all diese Aufzeichnungen in Verwahrstellen (somit die ersten "Bibliotheken"). Dabei waren sie auch die Ersten, die alle möglichen Literaturarten entwickelten: Liebesgedichte, Heldengeschichten, Tierfabeln, Autobiografien, Elegien und so weiter.

Neben all diesen literarischen Formen entwickelten die Sumerer auch noch das Konzept des schriftlichen Vertrags (es versteht sich von selbst, dass auch diese in den Verwahrstellen gelagert wurden, damit sich niemand aus einer Vereinbarung herauswinden konnte) und den finanziellen Segen in Form von "Kredit". Der Gedanke, dass man zunächst nur einen Teilbetrag bezahlen musste und den Rest "schulden" konnte, befeuerte die sumerische Wirtschaft, obwohl er für Verkäufer gar nicht so attraktiv war. Man standardisierte Zahlen, sodass man alles Finanzielle genau nachvollziehen konnte. Und damit Rückzahlungen auf geordnete Art vollzogen wurden, unterteilten die Sumerer das Jahr als Erste in Monate und den Tag in gleiche Einheiten.

Außerdem waren die Sumerer die erste Zivilisation, die das Rad sinnvoll einsetzte: Karren hatten Räder, Pflüge hatten Räder, Streitwagen hatten Räder. So nahmen Handel, Ackerbau und Krieg weniger Zeit in Anspruch. Sollten die Sumerer das Rad an sich nicht erfunden haben (und Historiker haben das bereits bis zum Erbrechen diskutiert), so fanden sie doch sicherlich viele nützliche Einsatzgebiete dafür. Eigentlich schade, dass sie nicht sehr viele Pferde hatten.

Die Liste der "Ersten" enthält noch viel mehr.

Am Ende war es jedoch der Mangel an geeignetem Baumaterial, der zu ihrem Niedergang führte. Lehmziegel lassen sich einfach nicht zu sehr hohen oder stabilen Mauern verbauen, um all die Barbaren aus dem Norden, Süden und Osten abzuhalten. Schon bald aber verdankten das Babylonische und das Assyrische Reich ihre Gründung dem Sumerischen Reich, der wahren "Wiege der Zivilisation".
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