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Staatsoberhäupter

Indien
Einzigartige Fähigkeit

Dharma

Erhält Anhänger-Glaubenssatz-Bonusse in einer Stadt von jeder Religion mit mindestens 1 Anhänger. Städte erhalten eine Annehmlichkeit für jede Religion mit mindestens 1 Anhänger. Missionare haben +2 Streuladungen. +100 % religiöser Druck von Euren Handelswegen.

Historischer Kontext
Je nach Perspektive ist Indien eine der ältesten oder der jüngsten Zivilisationen der Welt. Das Land liegt an einem der globalen Knotenpunkte und hat einige Reiche und Eroberer kommen und gehen sehen, darunter das Maurya- und das Gupta-Reich (das versehentlich auch mit Alexander aneinandergeriet) im Norden sowie im Süden das Chola-Reich mit seinen intensiven Verbindungen nach Südostasien. Doch für lange Perioden in der Renaissance und der frühen Moderne war Indien unter der Kontrolle fremder Invasoren: Das Mogulreich war von Nachkommen der Mongolen gegründet worden und wurde zu einer Hochzeit indischer Künste, Architektur und anderer Errungenschaften. Unter islamischer Herrschaft wurden Bauwerke wie das Taj Mahal und das Rote Fort errichtet ... und dann erschien die britische Ostindien-Kompanie auf der Bildfläche.

1498 n. Chr. gelang es Vasco da Gamas Flotte, einen Seeweg um Afrika zu finden. Sie "stieß" dabei auf Indien, auch wenn einige der Königreiche dort schon seit den Tagen des Römischen Reichs mit dem Westen Handel getrieben hatten. Die Portugiesen hinterließen Handelsposten entlang der Küste des Subkontinents und schon bald folgten auch die Niederländer, Briten und Franzosen in Gestalt ihrer Handelskompanien. Die britische Ostindien-Kompanie, eine Aktiengesellschaft, hatte im Dezember 1600 von Elisabeth I. das Handelsrecht für einfache Waren mit dem Fernen Osten erhalten. Zu ihrer Blütezeit wurde die Hälfte des Welthandels über sie abgewickelt. Mit der Zeit wurde sie zur einzigen europäischen Kompanie mit Besitztümern in Indien.

Neben dem komplexen politischen System mit zahlreichen unterschiedlichen Fürsten musste sich die Kompanie auch mit der Diversität regionaler Glaubensrichtungen befassen. Indien war ein Land des Glaubens ... und zwar in unterschiedlichster Ausprägung. Der Subkontinent war der Geburtsort von vier großen Religionen - Hinduismus, Buddhismus, Sikhismus und Jainismus - und bei vielen gab es noch alle möglichen Sekten und Abweichungen. Außerdem hatten durch Händler und Eroberungen noch andere Religionen dort Fuß gefasst, so der Islam, der Zarathustrismus und das Judentum. Die Briten könnten jedoch an dieser Entwicklung auch beteiligt sein, da sie bestimmte Praktiken (die zuvor heterogen gewesen waren) wie etwa das Kastenwesen formalisierten und die Kategorie "Hinduismus" festsetzen, wo zuvor unterschiedliche Praktiken existiert hatten.

Es war eine Glaubenskrise, die die britische Regierung dazu bewog, die Scharade der autonomen Kompanien zu beenden. 1857 war die Kompanie zur vorherrschenden Macht auf dem Subkontinent geworden und hatte trotz ihres teils korrupten und ineffizienten Aufbaus eine eigene Verwaltung, Armee und soziale Infrastruktur. Es gab zwar mehrere Gründe für den Sepoyaufstand, doch der auslösende Funke war die Einführung neuer, eingefetteter Patronen für die Musketen der einheimischen Truppen. Diese kamen zu der Überzeugung, dass die Patronen, die man vor dem Laden aufbeißen musste, mit Rindertalg (bei den Hindus verboten) und Schweineschmalz (bei den Moslems verboten) eingefettet wurden. Da die Briten bei dieser Problematik keine wirkliche Empathie zeigten und darauf bestanden, dass die Truppen die Patronen benutzen, musste es früher oder später zu einem Aufstand der einheimischen Soldaten kommen.

Nach viel Blutvergießen musste die britische Armee herbeigerufen werden, um diesen "ersten indischen Unabhängigkeitskrieg" zu beenden. Ein öffentlicher Aufschrei in England führte dazu, dass die Krone die Kompanie im folgenden Jahr auflöste und alle Besitztümer einzog. Die wie so oft sehr praktisch denkenden Briten sorgten für eine Neuorganisation der indischen Armee, des Finanzsystems und der Kolonialverwaltung. Indien wurde Teil des British Empire und Königin Victoria konnte ihre ohnehin schon lange Liste an Titeln um "Kaiserin von Indien" erweitern. In den nächsten 90 Jahren war Britisch-Indien das Herzstück eines Imperiums, "in dem die Sonne niemals unterging".

Während die Briten damit beschäftigt waren, die Vereinigung abzuschließen, die Grenzen in Gefechten zu sichern und so viel Reichtum aus dem Land zu pressen wie möglich, prägten sie die indische Landschaft und Infrastruktur maßgeblich. Die Briten bauten Schulen, Krankenhäuser, Bibliotheken, Musikpavillons und alle möglichen weiteren zivilisatorischen Einrichtungen, zu denen viele Inder Zugang hatten. Sie teilten ethnische und religiöse Zugehörigkeit in Zensus-Kategorien ein und führten allgemeingültige Standards für Gesetze, das Münzwesen, die Bestrafung von Häftlingen, Hinrichtungsmethoden und das Postsystem ein. Die Briten brachten zudem die fortschrittliche Technologie des Viktorianischen Zeitalters ins Land und bauten ein Netzwerk aus Telegrafenmasten, Zeitungen, Bewässerungssystemen, Straßen und Eisenbahnen auf. Außerdem förderten sie die Entstehung einer indischen Identität, wenn auch manchmal nur dadurch, dass die unterschiedlichen einheimischen Völker nun einen gemeinsamen verhassten Feind hatten.

In Britisch-Indien konnte die Wirtschaft des Landes von 1880 bis 1920 um ein Prozent pro Jahr wachsen, selbiges galt für die Bevölkerung. Doch die Neigung der Briten, sich in die sozialen und moralischen Vorstellungen der Einheimischen einzumischen, führte immer wieder zu Unruhen. So befassten sich zum Beispiel im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts mehrere britische und indische Reformer mit dem Thema der Wiederheirat von Witwen. Bei dem Versuch, religiöse Zwietracht zu verringern und die Effizienz der Verwaltung zu erhöhen, unterteilte Lord Curzon Bengalen 1905 in einen muslimischen Osten und einen hinduistischen Westen. Dies hatte Bestand, bis er 1906 abberufen wurde. Im Zuge der Morley-Minto-Reformen erhielten die Inder 1909 ein beschränktes Mitwirkungsrecht an den Kolonial- und Provinzregierungen, was den beiden Parteien Muslimliga und Indischer Nationalkongress einen immensen Zulauf verschaffte. Mit den Reformen hatten die Briten eine feste ideologische und organisatorische Grundlage für eine nationalistische Unabhängigkeitsbewegung gelegt, die vor allem durch den relativ neuen indischen Mittelstand gefördert wurde.

Vor dem Hintergrund dieses gesteigerten Autonomiegefühls kam es immer wieder zu schweren Hungersnöten, die auch durch koloniale Misswirtschaft und den profitorientierten Export von Nahrung nach England ausgelöst wurden. Bei der Großen Hungersnot von 1876-78 starben allein im britisch kontrollierten Gebiet mehr als 5,5 Millionen Menschen. Millionen weitere fielen ihr in den noch nicht ins Empire aufgenommenen Fürstenstaaten zum Opfer. Die Hungersnot zwanzig Jahre später forderte erneut fünf Millionen Menschenleben und zwei Jahre danach eine weitere Million in der Hungerkatastrophe von 1899. Die Hungersnöte hingen paradoxerweise mit verbesserter Infrastruktur zusammen: Da das Getreide über die Bahnlinien rasch zu den Exporthäfen transportiert werden konnte, blieb nichts mehr für die heimische Bevölkerung, die das Getreide produziert hatte. Und insgesamt sind die zahllosen Seuchen, die die Bevölkerung regelmäßig dezimierten, nicht einmal mit eingerechnet.

Der Erste Weltkrieg war ein Wendepunkt, was die indischen Bestrebungen zur Unabhängigkeit und Autonomie betraf. Er wurde anfänglich von den indischen Nationalisten und den meisten anderen im Land mit patriotischem Eifer begrüßt. Der bereits sehr respektierte Mahatma Gandhi stimmte zu, seine jungen Landsleute für den Krieg rekrutieren zu lassen, und im Gegensatz zu seinen Rekrutierungsbemühungen während der Buren- und Zulu-Kriege, sollten sie diesmal auch im Kampf und nicht nur im Sanitätskorps eine Rolle spielen. Manche versuchten dies später mit dem Argument zu entschuldigen, dass er dies nur tat, damit Indien nach der Unabhängigkeit über ein ausgebildetes und erfahrenes Militär verfügen konnte. Die verschiedenen politischen Parteien des Landes und die allgemeine nationalistische Bewegung schwenkten nur zu gerne die Kriegsflagge, Ausnahmen waren lediglich ein paar Krisenherde wie Bengalen, wo Unruhen dazu führten, dass die örtliche Verwaltung still stand. Doch die vielen Opfer, die durch hohe Steuern immense Inflation und die Störung des Handels einten die normalerweise zerstrittenen nationalistischen Organisationen, die nun argumentierten, dass das Opfer, das die Inder brachten, belohnt werden müsste ... zum Beispiel durch Autonomie. 1916 schmiedeten der Indische Nationalkongress und die Muslimliga den Lucknow-Pakt, der besagte, dass man die Briten gemeinsam unter Druck setzen wolle, um sie aus dem Land zu treiben.

1921 übernahm Gandhi in Folge des 1919 verübten Massakers von Amritsar nicht ganz unumstritten die Führung des Indischen Nationalkongresses. Durch den Einfluss von Gopal Gokhale und weiterer Gemäßigter wurde er zum Präsidenten der Partei gewählt und setzte kurz darauf eine Politik des Widerstands durch gewaltlosen zivilen Ungehorsam ein. Daraufhin zogen sich andere führende Mitglieder des Widerstands aus dem Kongress zurück, darunter auch so kämpferische Anhänger wie Chittaranjan Das, Annie Besant und Motilal Nehru. Der Kongress war geteilt.

In den nächsten 20 Jahren organisierte Gandhi, als "Symbol" für den Widerstand gegen die britische Herrschaft, Kundgebungen, Boykotte britischer Importwaren, Proteste und Märsche wie den berühmten "Salzmarsch" von 1930, bei dem er als Protest gegen die britische Salzsteuer mit Tausenden Anhängern zum Meer lief, um Salz zu gewinnen. Er wurde mehrere Male inhaftiert und saß unter anderem 1942 für seine Rolle bei der Quit-India-Bewegung zwei Jahre im Gefängnis. Während seiner Inhaftierung starb seine Frau und er erkrankte an Malaria. Er wurde bald darauf entlassen, da die britischen Behörden fürchteten, er würde im Gefängnis sterben und der Bewegung als Märtyrer dienen. Zum Märtyrer sollte er später trotzdem werden, als er, nur Monate, nachdem das Land die Unabhängigkeit erreicht hatte, von einem nationalistischen Hindu ermordet wurde.

Geschwächt durch zwei Weltkriege und frustriert, keine Antwort auf Gandhis ungewöhnliche Taktiken zu finden, verabschiedete das britische Parlament 1947 den Indian Independence Act und entließ Indien damit in die Unabhängigkeit. In der Erklärung wurde ein Datum für den Rückzug der gesamten britischen Verwaltungs- und Militärpräsenz festgelegt und die Kolonie wurde entlang der höchst umstrittenen Radcliffe-Linie in zwei Länder aufgeteilt: das hinduistische Indien und das muslimische Pakistan. Am 14. August um 23:57 Uhr wurde Pakistan ein unabhängiger und freier Staat, kurz darauf, um 00:02 Uhr folgte Indien. Die verbleibenden 560 Fürstenstaaten erhielten das Recht, sich einem der beiden Länder anzuschließen oder unabhängig zu bleiben. Ein gut gemeinter Schritt, der schon bald müßig war, als das indische und pakistanische Militär in Fahrt kamen.

Die Teilung und Schaffung zweier Nationen mit völlig unterschiedlichen Glaubensrichtungen in dieser ohnehin schon religiös sehr stark geprägten Region führte zu einer der größten Massenauswanderungen aller Zeiten, da mehr als 15 Millionen Gläubige versuchten, auf die jeweils andere Seite der Radcliffe-Linie zu gelangen. Die Flüchtlinge mussten alles zurücklassen und taten gut daran, da es auf beiden Seiten zu unvorstellbaren Gräueltaten kam. Die beiden neuen Nationen konnten die Welle des Blutvergießens einfach nicht verhindern und verrieten so auch den gewaltlosen Widerstand, der ihnen so erfolgreich die Freiheit gebracht hatte. Man geht davon aus, dass mehr als eine Million Hindus, Moslems und Sikhs getötet wurden, was den Graben des Misstrauens zwischen Pakistan und Indien immer größer werden ließ.

Im Januar 1950 wurde Indien zu einer sozialistischen demokratischen Republik. Seitdem ist es, abgesehen von ein paar Kriegen mit Pakistan und Grenzkonflikten mit China, zu einem fortschrittlichen und friedlichen Mitglied der Staatengemeinschaft geworden.
PortraitSquare
icon_civilization_india

Eigenschaften

Anführer
icon_leader_gandhi
Gandhi
icon_leader_chandragupta
Chandragupta
Spezialeinheiten
icon_unit_indian_varu
Varu
Besondere Infrastruktur
icon_improvement_stepwell
Stufenbrunnen

Geografie & soziale Daten

Ort
Asien
Fläche
Etwa 3,3 Millionen Quadratkilometer
Bevölkerung
Etwa 1,2 Milliarden (täglich zunehmend)
Hauptstadt
Verschiedene (Kalkutta, Delhi, jetzt Neu-Delhi)
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Eigenschaften

Anführer
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Gandhi
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Chandragupta
Spezialeinheiten
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Varu
Besondere Infrastruktur
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Stufenbrunnen

Geografie & soziale Daten

Ort
Asien
Fläche
Etwa 3,3 Millionen Quadratkilometer
Bevölkerung
Etwa 1,2 Milliarden (täglich zunehmend)
Hauptstadt
Verschiedene (Kalkutta, Delhi, jetzt Neu-Delhi)
Einzigartige Fähigkeit

Dharma

Erhält Anhänger-Glaubenssatz-Bonusse in einer Stadt von jeder Religion mit mindestens 1 Anhänger. Städte erhalten eine Annehmlichkeit für jede Religion mit mindestens 1 Anhänger. Missionare haben +2 Streuladungen. +100 % religiöser Druck von Euren Handelswegen.

Historischer Kontext
Je nach Perspektive ist Indien eine der ältesten oder der jüngsten Zivilisationen der Welt. Das Land liegt an einem der globalen Knotenpunkte und hat einige Reiche und Eroberer kommen und gehen sehen, darunter das Maurya- und das Gupta-Reich (das versehentlich auch mit Alexander aneinandergeriet) im Norden sowie im Süden das Chola-Reich mit seinen intensiven Verbindungen nach Südostasien. Doch für lange Perioden in der Renaissance und der frühen Moderne war Indien unter der Kontrolle fremder Invasoren: Das Mogulreich war von Nachkommen der Mongolen gegründet worden und wurde zu einer Hochzeit indischer Künste, Architektur und anderer Errungenschaften. Unter islamischer Herrschaft wurden Bauwerke wie das Taj Mahal und das Rote Fort errichtet ... und dann erschien die britische Ostindien-Kompanie auf der Bildfläche.

1498 n. Chr. gelang es Vasco da Gamas Flotte, einen Seeweg um Afrika zu finden. Sie "stieß" dabei auf Indien, auch wenn einige der Königreiche dort schon seit den Tagen des Römischen Reichs mit dem Westen Handel getrieben hatten. Die Portugiesen hinterließen Handelsposten entlang der Küste des Subkontinents und schon bald folgten auch die Niederländer, Briten und Franzosen in Gestalt ihrer Handelskompanien. Die britische Ostindien-Kompanie, eine Aktiengesellschaft, hatte im Dezember 1600 von Elisabeth I. das Handelsrecht für einfache Waren mit dem Fernen Osten erhalten. Zu ihrer Blütezeit wurde die Hälfte des Welthandels über sie abgewickelt. Mit der Zeit wurde sie zur einzigen europäischen Kompanie mit Besitztümern in Indien.

Neben dem komplexen politischen System mit zahlreichen unterschiedlichen Fürsten musste sich die Kompanie auch mit der Diversität regionaler Glaubensrichtungen befassen. Indien war ein Land des Glaubens ... und zwar in unterschiedlichster Ausprägung. Der Subkontinent war der Geburtsort von vier großen Religionen - Hinduismus, Buddhismus, Sikhismus und Jainismus - und bei vielen gab es noch alle möglichen Sekten und Abweichungen. Außerdem hatten durch Händler und Eroberungen noch andere Religionen dort Fuß gefasst, so der Islam, der Zarathustrismus und das Judentum. Die Briten könnten jedoch an dieser Entwicklung auch beteiligt sein, da sie bestimmte Praktiken (die zuvor heterogen gewesen waren) wie etwa das Kastenwesen formalisierten und die Kategorie "Hinduismus" festsetzen, wo zuvor unterschiedliche Praktiken existiert hatten.

Es war eine Glaubenskrise, die die britische Regierung dazu bewog, die Scharade der autonomen Kompanien zu beenden. 1857 war die Kompanie zur vorherrschenden Macht auf dem Subkontinent geworden und hatte trotz ihres teils korrupten und ineffizienten Aufbaus eine eigene Verwaltung, Armee und soziale Infrastruktur. Es gab zwar mehrere Gründe für den Sepoyaufstand, doch der auslösende Funke war die Einführung neuer, eingefetteter Patronen für die Musketen der einheimischen Truppen. Diese kamen zu der Überzeugung, dass die Patronen, die man vor dem Laden aufbeißen musste, mit Rindertalg (bei den Hindus verboten) und Schweineschmalz (bei den Moslems verboten) eingefettet wurden. Da die Briten bei dieser Problematik keine wirkliche Empathie zeigten und darauf bestanden, dass die Truppen die Patronen benutzen, musste es früher oder später zu einem Aufstand der einheimischen Soldaten kommen.

Nach viel Blutvergießen musste die britische Armee herbeigerufen werden, um diesen "ersten indischen Unabhängigkeitskrieg" zu beenden. Ein öffentlicher Aufschrei in England führte dazu, dass die Krone die Kompanie im folgenden Jahr auflöste und alle Besitztümer einzog. Die wie so oft sehr praktisch denkenden Briten sorgten für eine Neuorganisation der indischen Armee, des Finanzsystems und der Kolonialverwaltung. Indien wurde Teil des British Empire und Königin Victoria konnte ihre ohnehin schon lange Liste an Titeln um "Kaiserin von Indien" erweitern. In den nächsten 90 Jahren war Britisch-Indien das Herzstück eines Imperiums, "in dem die Sonne niemals unterging".

Während die Briten damit beschäftigt waren, die Vereinigung abzuschließen, die Grenzen in Gefechten zu sichern und so viel Reichtum aus dem Land zu pressen wie möglich, prägten sie die indische Landschaft und Infrastruktur maßgeblich. Die Briten bauten Schulen, Krankenhäuser, Bibliotheken, Musikpavillons und alle möglichen weiteren zivilisatorischen Einrichtungen, zu denen viele Inder Zugang hatten. Sie teilten ethnische und religiöse Zugehörigkeit in Zensus-Kategorien ein und führten allgemeingültige Standards für Gesetze, das Münzwesen, die Bestrafung von Häftlingen, Hinrichtungsmethoden und das Postsystem ein. Die Briten brachten zudem die fortschrittliche Technologie des Viktorianischen Zeitalters ins Land und bauten ein Netzwerk aus Telegrafenmasten, Zeitungen, Bewässerungssystemen, Straßen und Eisenbahnen auf. Außerdem förderten sie die Entstehung einer indischen Identität, wenn auch manchmal nur dadurch, dass die unterschiedlichen einheimischen Völker nun einen gemeinsamen verhassten Feind hatten.

In Britisch-Indien konnte die Wirtschaft des Landes von 1880 bis 1920 um ein Prozent pro Jahr wachsen, selbiges galt für die Bevölkerung. Doch die Neigung der Briten, sich in die sozialen und moralischen Vorstellungen der Einheimischen einzumischen, führte immer wieder zu Unruhen. So befassten sich zum Beispiel im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts mehrere britische und indische Reformer mit dem Thema der Wiederheirat von Witwen. Bei dem Versuch, religiöse Zwietracht zu verringern und die Effizienz der Verwaltung zu erhöhen, unterteilte Lord Curzon Bengalen 1905 in einen muslimischen Osten und einen hinduistischen Westen. Dies hatte Bestand, bis er 1906 abberufen wurde. Im Zuge der Morley-Minto-Reformen erhielten die Inder 1909 ein beschränktes Mitwirkungsrecht an den Kolonial- und Provinzregierungen, was den beiden Parteien Muslimliga und Indischer Nationalkongress einen immensen Zulauf verschaffte. Mit den Reformen hatten die Briten eine feste ideologische und organisatorische Grundlage für eine nationalistische Unabhängigkeitsbewegung gelegt, die vor allem durch den relativ neuen indischen Mittelstand gefördert wurde.

Vor dem Hintergrund dieses gesteigerten Autonomiegefühls kam es immer wieder zu schweren Hungersnöten, die auch durch koloniale Misswirtschaft und den profitorientierten Export von Nahrung nach England ausgelöst wurden. Bei der Großen Hungersnot von 1876-78 starben allein im britisch kontrollierten Gebiet mehr als 5,5 Millionen Menschen. Millionen weitere fielen ihr in den noch nicht ins Empire aufgenommenen Fürstenstaaten zum Opfer. Die Hungersnot zwanzig Jahre später forderte erneut fünf Millionen Menschenleben und zwei Jahre danach eine weitere Million in der Hungerkatastrophe von 1899. Die Hungersnöte hingen paradoxerweise mit verbesserter Infrastruktur zusammen: Da das Getreide über die Bahnlinien rasch zu den Exporthäfen transportiert werden konnte, blieb nichts mehr für die heimische Bevölkerung, die das Getreide produziert hatte. Und insgesamt sind die zahllosen Seuchen, die die Bevölkerung regelmäßig dezimierten, nicht einmal mit eingerechnet.

Der Erste Weltkrieg war ein Wendepunkt, was die indischen Bestrebungen zur Unabhängigkeit und Autonomie betraf. Er wurde anfänglich von den indischen Nationalisten und den meisten anderen im Land mit patriotischem Eifer begrüßt. Der bereits sehr respektierte Mahatma Gandhi stimmte zu, seine jungen Landsleute für den Krieg rekrutieren zu lassen, und im Gegensatz zu seinen Rekrutierungsbemühungen während der Buren- und Zulu-Kriege, sollten sie diesmal auch im Kampf und nicht nur im Sanitätskorps eine Rolle spielen. Manche versuchten dies später mit dem Argument zu entschuldigen, dass er dies nur tat, damit Indien nach der Unabhängigkeit über ein ausgebildetes und erfahrenes Militär verfügen konnte. Die verschiedenen politischen Parteien des Landes und die allgemeine nationalistische Bewegung schwenkten nur zu gerne die Kriegsflagge, Ausnahmen waren lediglich ein paar Krisenherde wie Bengalen, wo Unruhen dazu führten, dass die örtliche Verwaltung still stand. Doch die vielen Opfer, die durch hohe Steuern immense Inflation und die Störung des Handels einten die normalerweise zerstrittenen nationalistischen Organisationen, die nun argumentierten, dass das Opfer, das die Inder brachten, belohnt werden müsste ... zum Beispiel durch Autonomie. 1916 schmiedeten der Indische Nationalkongress und die Muslimliga den Lucknow-Pakt, der besagte, dass man die Briten gemeinsam unter Druck setzen wolle, um sie aus dem Land zu treiben.

1921 übernahm Gandhi in Folge des 1919 verübten Massakers von Amritsar nicht ganz unumstritten die Führung des Indischen Nationalkongresses. Durch den Einfluss von Gopal Gokhale und weiterer Gemäßigter wurde er zum Präsidenten der Partei gewählt und setzte kurz darauf eine Politik des Widerstands durch gewaltlosen zivilen Ungehorsam ein. Daraufhin zogen sich andere führende Mitglieder des Widerstands aus dem Kongress zurück, darunter auch so kämpferische Anhänger wie Chittaranjan Das, Annie Besant und Motilal Nehru. Der Kongress war geteilt.

In den nächsten 20 Jahren organisierte Gandhi, als "Symbol" für den Widerstand gegen die britische Herrschaft, Kundgebungen, Boykotte britischer Importwaren, Proteste und Märsche wie den berühmten "Salzmarsch" von 1930, bei dem er als Protest gegen die britische Salzsteuer mit Tausenden Anhängern zum Meer lief, um Salz zu gewinnen. Er wurde mehrere Male inhaftiert und saß unter anderem 1942 für seine Rolle bei der Quit-India-Bewegung zwei Jahre im Gefängnis. Während seiner Inhaftierung starb seine Frau und er erkrankte an Malaria. Er wurde bald darauf entlassen, da die britischen Behörden fürchteten, er würde im Gefängnis sterben und der Bewegung als Märtyrer dienen. Zum Märtyrer sollte er später trotzdem werden, als er, nur Monate, nachdem das Land die Unabhängigkeit erreicht hatte, von einem nationalistischen Hindu ermordet wurde.

Geschwächt durch zwei Weltkriege und frustriert, keine Antwort auf Gandhis ungewöhnliche Taktiken zu finden, verabschiedete das britische Parlament 1947 den Indian Independence Act und entließ Indien damit in die Unabhängigkeit. In der Erklärung wurde ein Datum für den Rückzug der gesamten britischen Verwaltungs- und Militärpräsenz festgelegt und die Kolonie wurde entlang der höchst umstrittenen Radcliffe-Linie in zwei Länder aufgeteilt: das hinduistische Indien und das muslimische Pakistan. Am 14. August um 23:57 Uhr wurde Pakistan ein unabhängiger und freier Staat, kurz darauf, um 00:02 Uhr folgte Indien. Die verbleibenden 560 Fürstenstaaten erhielten das Recht, sich einem der beiden Länder anzuschließen oder unabhängig zu bleiben. Ein gut gemeinter Schritt, der schon bald müßig war, als das indische und pakistanische Militär in Fahrt kamen.

Die Teilung und Schaffung zweier Nationen mit völlig unterschiedlichen Glaubensrichtungen in dieser ohnehin schon religiös sehr stark geprägten Region führte zu einer der größten Massenauswanderungen aller Zeiten, da mehr als 15 Millionen Gläubige versuchten, auf die jeweils andere Seite der Radcliffe-Linie zu gelangen. Die Flüchtlinge mussten alles zurücklassen und taten gut daran, da es auf beiden Seiten zu unvorstellbaren Gräueltaten kam. Die beiden neuen Nationen konnten die Welle des Blutvergießens einfach nicht verhindern und verrieten so auch den gewaltlosen Widerstand, der ihnen so erfolgreich die Freiheit gebracht hatte. Man geht davon aus, dass mehr als eine Million Hindus, Moslems und Sikhs getötet wurden, was den Graben des Misstrauens zwischen Pakistan und Indien immer größer werden ließ.

Im Januar 1950 wurde Indien zu einer sozialistischen demokratischen Republik. Seitdem ist es, abgesehen von ein paar Kriegen mit Pakistan und Grenzkonflikten mit China, zu einem fortschrittlichen und friedlichen Mitglied der Staatengemeinschaft geworden.
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